Wintersingwoche vom 28.12.2011 bis 04.01.2012
Walther-Hensel-Gesellschaft e.V.
und Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise
in Baden-Württemberg
Liebe Teilnehmer der Wintersingwoche, liebe Freunde!
hier liegt nun das Heft der Wintersingwoche 2011-2012 vor euch. Es sind darin Berichte enthalten, wie die Teilnehmer die Singwoche erlebt und darüber geschrieben haben. Freiwillige haben sich bereit erklärt, über jeden Tag ihre Beobachtungen und Erlebnisse zu Papier zu bringen. So ist ein breites Spektrum von lesenswerten Beiträgen zusammen gekommen, teils in Gegenwart, teils in Vergangenheit, in eigenem Stil und mit persönlicher Gewichtung des Erlebten geschrieben, aber immer voll Bewunderung über das Erreichte und über das gute Arbeitsklima.
Auch die Referenten berichteten zum Teil ausführlich über ihre Tätigkeiten. Das Erarbeitete bei der Singwoche kann deshalb nicht zusammengefasst gelesen werden, sondern ist z. T. im Referententext enthalten.
Vieles ist nur den „Insidern“ verständlich, da häufig nur die Vornamen von Teilnehmern genannt werden. Die grobe Einteilung der Erwachsenen Teilnehmer erfolgte etwa zu gleichen Teilen von etwa 30 Personen in die Jüngeren = Springmäuse und die Älteren = Eulen.
Obwohl wegen der geringen Auflage der Druck des Heftes nur in Schwarzweiß erfolgen konnte, ergibt sich beim Lesen doch ein sehr buntes Bild vom „Erlebnis Wintersingwoche“.
So wie alle Referenten über ihre Ergebnisse sehr zufrieden sind, so kann ich das auch über das Singen berichten. Der große Chor erklang schon am ersten Abend, als alle sich mit großen Erwartungen im Saal zusammengefunden hatten, recht frisch, festlich und ausgewogen in allen Stimmen. Als dann im Laufe der Woche vieles geübt wurde, steigerte sich der Chorklang gewaltig, und das Musizieren mit den Instrumenten, ob Bach, Mozart, Hensel oder die Lieder am Neujahrsmorgen, war für mich die musikalische Krönung der Woche. Da kann man sich nur noch viele solche Wochen zwischen den Jahren wünschen! Dank an alle, die als Referenten und Mitarbeiter oder als Teilnehmer zum guten Gelingen der Woche beigetragen haben.
Viel Freude beim Lesen!
Herbert Preisenhammer Stuttgart, im Februar 2012
Bericht Kinderprogramm
Wir waren dieses Mal wieder ein bunt gemischter Haufen von Kindern verschiedener Altersklassen. Doch obwohl die Altersspanne recht groß war, hat die Gruppe wunderbar harmoniert. Vielen Dank an dieser Stelle schonmal an Uta-Sophie, die mich die ganze Woche über unterstützt hat.
Wir waren natürlich wieder fast jeden Tag draußen, auch wenn das Wetter uns dieses Mal leider nicht ganz so gewogen war. Aber wir konnten doch immerhin zweimal Schlittenfahren.
Das Musizieren haben wir dieses Jahr etwas anders gelöst. Die ganz Großen durften mittags bei Ruth mitflöten, während die restlichen Kinder mit mir musiziert haben. Und wir haben wirklich viel geschafft und alle haben motiviert mitgemacht.
Wir haben gesungen und gespielt und begleitet:
Auf einem Baum ein Kuckuck saß
Elefantenlied Uf dr schwäbsche Eisebahne
A ram sam sam
E po i tai tai e
Widele wedele Es klappert die Mühle
Ein Vogel wollte Hochzeit machen
Wir haben natürlich auch wieder miteinander getanzt. Teilweise hatten die jüngeren Zeit, alleine zu tanzen, ansonsten haben wir gemeinsam getanzt, da die Gruppe zu klein war um sie in zwei Tanzgruppen aufzuteilen. Danke Johannes, der uns manchmal mit seinem Akkordeon aufgespielt hat und uns auch beim Vortanzen am Tanzfest als Musiker begleitet hat.
Unser Bastelprojekt war dieses Mal etwas aufwändiger, aber die Kinder haben gut zusammengearbeitet und waren auch mal geduldig, wo es sein musste. Und so sind im Laufe der Woche wunderschöne Tiere entstanden. Um die Trockenzeiten zu überbrücken, haben wir auch noch ein paar Masken für unser Elefantenlied gebastelt.
Auch am Silvesterabend hatten wir wieder viel Spaß! Wir haben die Zeit bis zur großen Silvestertafel mit Spielen und Tanzen und Toben überbrückt. Und natürlich mit Knuddel, dem allerärmsten Hund von der ganzen Welt. Die Knuddelgeschichten waren unsere tägliche Gute-Nacht-Geschichte. Ich war vor 10 Jahren, als ich noch auf der Singwoche im Kinderprogramm war und wir abends Knuddel hörten, begeistert von dem kleinen Hund. Es freut mich, dass ich diese Begeisterung für diese wirklich tollen Geschichten an die Kinder weiter geben konnte! Und Knuddel ist nicht nur was für Kinder!
Für mich war die Singwoche und das Kinderprogramm wieder einmal wirklich schön und ich glaube den Kindern hat es, denke ich, genauso gut gefallen. Ich freue mich schon auf das Ende dieses Jahres, wenn wir uns alle wieder in Rudenberg sehen!
Ulrike Frank, Tübingen
Uta-Sophie Schneider, Löffingen
Blockflötengruppe
Haydns Wette mit Mozart – eine wahre Anekdote.
Mozart, der Haydn foppen wollte, wettete einmal mit ihm, dass Haydn nicht in der Lage sei, eine Komposition von ihm vom Blatt zu spielen. Haydn nahm die Wette an und setzte ein Abendessen mit Champagner als Preis aus. Nach kaum vier Minuten überreichte Mozart Haydn ein Blatt Notenpapier und sagte: „Da ist die Komposition, die Sie nicht spielen können.“ Haydn setzt sich ans Klavier und beginnt, überrascht von der Einfachheit der Musik, vom Blatt zu spielen. Plötzlich jedoch unterbricht er das Spielen, wendet sich zu Mozart und ruft: „Hallo, Mozart, wie können Sie denn verlangen, dass ich das hier spiele? Meine beiden Hände sind an den Enden des Klaviers ausgestreckt und trotzdem soll ich hier in der Mitte eine Taste drücken. Das ist unmöglich.“ Mozart lachte und nahm dann den von Haydn verlassenen Sitz am Klavier ein, begann zu spielen und als er zu der Stelle kam, an der Haydn nicht weitergekommen war, beugte er seinen Kopf bis zu den Tasten herab und schlug die betreffende Taste zum großen Ergötzen seiner Zuhörer mit der Nase an. Er hatte die Wette gewonnen.
Probleme dieser Art haben Blockflötenspieler glücklicherweise nicht, wenn sie auch manchmal ihre Finger sehr strecken müssen. Die 20-köpfige Gruppe der Blockflötenspieler/innen erarbeitete sich Musikstücke aus verschiedenen Jahrhunderten. Johann Eccard, der 2011 den 400. Todestag hatte, schrieb einen Satz zum Liede „In dulci jubilo“ – eine Melodie aus dem 14. Jahrhundert. Ein Allegro von Arcangelo Corelli und ein Minuet von Henry Purcell wurden im 17. Jahrhundert aufgeschrieben.
Zusammen mit Chor und Streichergruppe musizierten wir von Johann Sebastian Bach „Wohl mir, dass ich Jesum habe“. Zwei Tänze aus dem Notenbuch „Zwölf Tanzsätze“ von Heinz Lau, geboren 1925 in Stettin, wurden für uns fast zu Ohrwürmern. Großen Raum nimmt auch immer die Volksmusik bei uns ein, sehr oft von Herbert Preisenhammer bearbeitet. Zusammen mit der Streichergruppe spielte eine kleinere Blockflötengruppe die doppelchörige „Canzone duodecimi toni“ von Hans Leo Hassler, der 2012 seinen 400. Todestag hat. Beim Vorspielnachmittag haben wir folgende Stücke vorgespielt:
Johann Eccard (1553-1611) In dulci jubilo
Arcangelo Corelli (1653-1713) Allegro aus opus 6 Nr. 2
Heinz Lau (1925-1975) Tanz Nr. 4 und 6
Außerdem musizierten wir:
Satz: Herbert Preisenhammer Zeller Weihnachtsmusik
Johann Sebastian Bach (1686-1750) Wohl mir, dass ich Jesum habe
Henry Purcell(1659-1695) Minuet
Heinz Lau (1925-1975) Tanz Nr. 5
In verschieden großen Besetzungen spielten wir:
Herbert Preisenhammer Intrade: Freut euch `s ist Weihnacht Satz:
Herbert Preisenhammer Ländler Albris Ländler Moos
Satz: Helmut Bräutigam Quadrille aus Sachsen
Satz: Hans Bruckner Adagio Nr. 34 und Allegro Nr. 10 aus Kloster Weyarn
Joh. Valentin Rathgeber (1682-1750) Aria pastorella
Hans Leo Hassler (1564-1612) Canzone duodecimi toni
Allen Spielerinnen und Spielern vielen Dank fürs Mitmachen.
Ruth Kinzler
Singwochenberichte
Donnerstag, 29.12.2011
Der erste Morgen nach dem Ankommen in der Juhe Rudenberg am gestrigen Nachmittag ist erfüllt von freudiger Erwartung. Heute weckt uns der Akkordeon-spieler um 7.00 Uhr mit dem Walzer „Für Christine“. Auf dieses tägliche musikalische Wecken freue ich mich schon das ganze Jahr. Danke an die so früh aufstehenden Musiker.
Nach dem reichhaltigen Frühstück versammeln wir uns um 9.00 Uhr zum Morgenkreis. Schwungvoll begleiten fünf Musiker unser Morgenlied „Von allen blauen Hügeln…“, spielen das Deutsche Menuett und den Walzer Nr. 330.
Der Wind hat passend dazu die Wolken weggepustet und der Schnee glitzert in der Sonne. Laura und Dario haben wieder Musikerlebensläufe ausgesucht, deren Geburts- oder Todestag sich rundet. Der anrührende Bericht über die Kindheits- und Jugendjahre des hochbegabten Franz Liszt, geb. im Jahre 1811, wird wie ein roter Faden die WiSiWo begleiten. Heute gehören Johannes und Ulrike mit zu den Vortragenden – in Schwäbisch – über Franziska von Hohenheim und Herzog Carl Eugen von Württemberg.
In der Vorstellungsrunde lernen wir neue Teilnehmer kennen und bedauern krankheitsbedingte Absagen. Sehr bedauern wir auch die fehlende Zusage der Kirchengemeinde Neustadt zur musikalischen Gottesdienstgestaltung. Die Referenten stellen sich vor, die Tagespläne werden bekannt gegeben und das neue Singwochenheft wird ausgeteilt – wir können beginnen!
Theresia Krassler, Stuttgart
Freitag, 30. 12. 2011
Ein rätselhafter winterweißer Geburtstag Der zweite Wintersingwochentag beginnt kurz vor Mitternacht. Vier Kartenspieler machen sich auf den Weg zum Nachbarraum wo „die Jugend“ sitzt. Leise warten sie bis es Mitternacht ist. Dann gibt der Vater des Geburtstagskindes, das schon längst erwachsen ist, das Zeichen. Und schon mischen sich „alte“ und „junge“ Stimmen zu einem vielstimmigen Chor, der das traditionelle „Viel Glück und viel Segen“ anstimmt. Ulrike nimmt es gelassen. Sie kennt als alte Wintersingwochenhäsin das Ritual seit vielen Jahren.
Draußen fällt derweil der längst ersehnte Schnee. Ob er wohl wieder halten wird wie im vergangenen Jahr? Da kam er pünktlich zum neuen Jahr, das jetzt zu Ende geht. Noch genau zwei Tage ist es alt.
Viel zu früh ist die Nacht zu Ende, doch milde gestimmt durch Flötenklang in Fluren jagt der Wintersingwochenschläfer den letzten Traumschafen nach. Jetzt ein Kaffee denkt so mancher, als er wenig später sich in die Schar der vor dem Buffet Wartenden einreiht. Doch vorher verlangt das Ritual ein Morgenlied, das in diesem Fall zum zweiten Geburtstagsständchen für Ulrike wird. Noch einmal „Viel Glück und viel Segen…“ Wer hat um 8 Uhr schon über 70 Gratulanten?
Gut gestärkt und bestens gelaunt geht es eine Stunde später weiter. An diesem Morgen bringt Heinz Hess seine Zither zum Klingen, während draußen Schneeböen jede Sicht nehmen. Soviel Schnee hätte es nun auch nicht sein müssen! Aber die Zither bringt alle schlechten Gedanken zum Schweigen. Danach sind Seelen und Gedanken gestimmt für neue Eindrücke aus dem Munde von Dario, Laura und Anna, die zuerst einen launigen Lobpreis auf die Brezel anstimmt. Dem folgt noch ein Brezelhymnus sowie eine neue Kindheitsszene aus dem Leben des kleinen Wunderkindes Franzl (Liszt), bevor Hebbe passend zur weißen Pracht die passenden Lieder anstimmt.
Danach geht es in Gruppen weiter: die jungen Hupfer, die Springmäuse, besingen zuerst den „kleinen grünen Kaktus“, danach vierstimmig einen Kaffeeklatsch, bevor sich alle in der „Liverpoolstreet“ treffen – aber nur für Elkes Ohren. Dann bekommen die Beine Arbeit, mühen sich erst ab mit dem „Trommelvals“ und der „Feuerwehrquadrille“ und können sich erst nach den „Camptown Races“ beim „Walzer für Christine“ etwas „ausruhen“, weil wegen des Grundschritts wieder „Kopfarbeit“ gefragt ist.
Mittags dann die freudige Überraschung: die Sonne kommt heraus und zaubert eine postkartenkitschige Schneelandschaft, die zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt. Leider hält die Freude nicht lange an: Am Nachmittag mehren sich Eulenstimmen, die mal leise, mal laut, mal unverblümt, mal schüchtern vermelden, dass in ihren Zimmern die Heizung schlapp mache, kein warmes Wasser aus den Hähnen läuft und auch die Dusche kein Vergnügen bereitet. Endlich wird es Reinhold zu bunt, zum Glück kommt bald ein Fachmann, der die Heizung wieder zum „Singen“ bringt und so steht einem vergnügten Abend nichts mehr im Wege, der nun alle richtig zum Schwitzen bringt: beim Singen, beim Raten eines Rätselmärchens, wo ein Mann sein Weib unter drei gleich aussehenden Blumen(grazien) erkennt (nur Theresia weiß sofort des Rätsels Lösung), beim Kehraustanz am Ende eines schneereichen viel zu kurzen sonnigen Wintertages, der sich leider im Nachhinein als der einzige strahlende dieser Wintersingwoche erweisen sollte. Aber was zählt schon das Wetter? Wir strahlen doch selbst beim Singen, Tanzen und Spielen!
Markus Herzig Stuttgart
Samstag,31.12.2011
Als wir am Morgen zum Fenster hinausschauten war die schöne Schwarz-waldlandschaft in weiße Watte gehüllt. Es hatte über Nacht tüchtig geschneit. Weißer Nebel verhüllte den Wald und die nahen Häuser.
Nach dem Frühstück versammelten wir uns erwartungsvoll zum Morgenkreis. Wir erfreuten uns an Zitherklängen von Heinz Hess und später am Harfenspiel von Anna Büsch.
Anschließend kam Dario Albrecht zu Wort. Er gedachte eines Musikers aus jüngerer Zeit: Freddy Mercury *05. 09. 1946, †24. 11. 1991. Dieser junge Mann hatte als Sänger und Komponist bei der britischen Rockgruppe “Queen” mitgewirkt. Er ist früh an Aids gestorben, Dario sang dessen Chanson: “The Show must go on!” in englischer Sprache sehr ausdrucksvoll. Der Künstler hatte seine Krankheit bis zuletzt geheim gehalten. Seine bekanntesten Hits sind “We will rock you”, “We are the Champions” und die “Bohemian Rhapsody”.
Danach schlug Laura Albrecht die Biographie von Franz Liszt auf und las ein weiteres Kapitel aus seiner frühesten Jugend. Es ist bewegend zu hören, mit welchem Eifer und mit welcher Ausdauer sich der kleine Franz Liszt im Klavierspiel übte. Vater Adam tat alles Erdenkliche um seinen hochbegabten Sohn zu fördern. Es war schwierig die beiden Musiklehrer Czerny und Salieri für sein Söhnchen zu gewinnen.
Außer dem gleichbleibenden Tagesprogramm hatte der Silvester natürlich sein eigenes Gesicht. Festlich gekleidet wurden wir um 18.30 Uhr von den Herbergseltern im Foyer mit einem Mixgetränk im Sektglas bewirtet. Danach tanzten wir fröhlich die Polonaise.
Zum Abendessen setzte uns das wunderbar gestaltete, reichhaltige kalte und warme Buffet in Erstaunen. Die Auswahl war sehr groß. Das Personal der Jugendherberge und die Herbergseltern hatten sich mächtig angestrengt, um eine festliche Silvestertafel herzurichten. Wir bedankten uns mit dem vielstimmigen Kanon „Wir danken der Küche”. Etwas später bedankte sich die Jugend noch einmal spontan mit ihrem Kanon. „
Es ist für uns eine Zeit angekommen” sangen wir, als wir die Treppe hinaufstiegen, um im Kerzenglanz an der schön geschmückten Tafel oben im Saal Platz zu nehmen. Herbert Preisenhammer gedachte in seiner Ansprache auch der Verstorbenen und aller Abwesenden, die ebenfalls gerne dabei gewesen wären. Traditionsgemäß sangen wir mehrstimmig Weihnachts- und Neujahrslieder und hörten besinnliche Texte.
Ruth und Sigurd Kinzler wurden an diesem Abend mit der goldenen Ehrennadel der AG Sing-, Tanz- und Spielkreise von Baden-Württemberg für ihr langjähriges, ehrenamtliches musikalisches Engagement ausgezeichnet.
Der Gang zur Tanne um Mitternacht fand dieses Jahr bei leichtem Nieselregen und nassen Wegen statt. Die nächtlichen Wanderer erhielten eine brennende Fackel zum Geleit. So war der Platz an der Tanne doch hell erleuchtet auch wenn an dem Baum keine Kerzen entzündet werden konnten. Wie jedes Jahr zum Jahreswechsel hörten wir Gedichte und sangen andächtig „Nun danket alle Gott“, „Gott hat alles recht gemacht” und „Ein jedes Jahr hat seinen Sinn”. Im Haus saßen wir anschließend noch gemütlich zusammen. Mit dem temperamentvoll getanzten Webertanz der Jugend fand der erlebnisreiche Tag seinen Abschluss.
Eva Schmachtl- Hellwig, Neuwied
Neujahrstag, 1.1. 2012
Das neue Jahr begann für uns mit den guten Wünschen, die wir einander auf unserem Neujahrs-Begrüßungsplatz draußen unter Tannen im Schneematsch – begleitet von Raketengelärme – mit vielen Umarmungen aussprachen.
Wieder in die Jugendherberge zurückgekehrt, sangen wir das neue Jahr auch im Eingangsbereich des Hauses freudig und ausgiebig an, ehe wir uns wieder nach oben in den mit Kerzen, Tannenreisig und „Bunten Tellern“ stimmungsvoll geschmückten Festraum begaben, um – wie könnte es anders sein – weiter zu singen und zu singen. Neben mir sitzt Reinhold, der seine klare Tenorstimme – auswendig (!) – zu den Liedern singt. Wunderschön! Überhaupt der Tenor unseres Chores – das darf ich hier wohl einmal ganz persönlich einfügen:
Ich war selbst einmal Chorleiterin, auch Kreis-Chorleiterin, habe viele Chöre kennen gelernt, auch auf Chorkongressen und Chorwettbewerben. Aber so etwas von einem zahlreichen, klar und rein – auch vom Blatt – singenden Tenor, wie wir ihn bei der Wintersingwoche vorfinden, habe ich höchstens mal bei großen Opern- und Rundfunkchören zu hören bekommen. Sonst herrschte in den gemischten Chören stets Männer- und vor allem Tenöre-Mangel vor.
Ich war voriges Jahr das erste Mal in einer Preisenhammerschen Wintersingwoche dabei. Der glänzende Chorklang, nicht zuletzt hervorgebracht durch die lange Reihe engelsrein singender Tenöre, hat mich begeistert – abgesehen von Herberts Musikalität und seiner Gelassenheit, mit der er den Chor fast mühelos – wie es scheint – zu seinen Leistungen führt.
Mein Loblied auf den Tenor der Wintersingwoche soll aber keinesfalls die andern Stimmen unseres Chores in Vergessenheit geraten lassen. Nur wie gesagt: Wo findet man in einem Chor eine so lange Reihe, noch dazu erstklassig singender Tenöre!? Darum wollte ich das hier einmal schriftlich hervorheben.
Bei so einem Chorklang ist es kein Wunder, dass wir nicht müde werden zu singen. Um 2 Uhr hat das dann doch ein Ende, weil nun das Tanzen folgt, und zwar will die Jugend der Wintersingwoche – wie zu Neujahr jeden Jahres – den „Webertanz“ vorführen. Das kann man sich auch als Zuschauer nicht entgehen lassen.
Denn hier gibt es eine Tanzvorführung der höherer Klasse zu erleben. Wie die Weberschiffchen am Webstuhl das Tuch weben, so „weben“ die Tanzenden mit ihren Tanzfiguren einen unsichtbaren Teppich. Die jungen Leute scheinen sich gerade durch die Mannigfaltigkeit der Figuren sowie das Erfordernis, schnell zu reagieren und teils größere Abstände zu Tanzpartnern mit raschen Schritten zu überwinden, in ihrem Können herausgefordert zu fühlen. Dabei mitzutun, lassen sich auch Gabriele, Herbert und Reinhold als schon nicht mehr ganz „taufrische“ Jugendliche nicht nehmen. Hut ab! Und über allem schwebt und wacht der Geist unserer Tanzmeisterin Ursel.
Bei allen Tänzen gibt es auf der Wintersingwoche keine Musik aus der „Konserve“, sondern unsere eigenen Musiker und Musikerinnen spielen zum Tanz auf, beim Webertanz sind es Elke und Sigurd mit der Geige, Ruth mit der Bassgeige, Sabine mit der Klarinette, Jochen mit der Gitarre.
So geht auch das Tanzen unermüdlich weiter. Zu viel Spaß macht es vor allem, wenn alle den jeweiligen Tanz können. Dabei ist Herbert nicht zu schlagen, und auch Gabriele „tobt“ die „Landskrona-Quadrille“ tapfer und erfolgreich mit.
Ich weiß nicht, wann die Letzten zu Bett gingen. Für mich war – wie für viele „Eulen“ (das sind die älteren Semester) – gegen 2:30 Uhr „Feierabend“. Das „Singen für Freiwillige“ begann erst um 10:30 Uhr nach dem Aufstehen und dem Frühstück. Erstaunlich viele Freiwillige fanden sich ein. Herbert stand vorne mit seiner Gitarre und forderte die Kinder und Erwachsenen zum „Wunschkonzert“ auf.
Dabei durften zuerst die Kinder der Reihe nach jeweils ein Lied wünschen. Die kleinen Mädchen im Grundschulalter zeigten mit ihren Liedwünschen, wie sie durch die einzigartige Förderung in ihren Familien seitens der Eltern und Großeltern und durch ihre Besuche der Wintersingwochen geistig, vor allem musikalisch, reifemäßig ihren Altersgenossen weit voraus sind.
Herbert hat eine vertrauenserweckende, humorvolle Art, die Kinder anzusprechen. Er nimmt sie und ihre Wünsche ernst, selbst als Katharina – was die Folgen ihres Wunsches betrifft wohl ahnungslos – einen Liedsatz von Johann Eccard wählt: „Ein Jahr ist nun vergangen“, 5-stimmig, dem Chor nicht geläufig.
In Ruhe und scheinbar mühelos geht Herbert an, was andere Chorleiter sicher viel Kraft gekostet hätte. Instrumente werden geholt, und bald „steht“ der Chorsatz mit Instrumenten-Begleitung aufführungsreif – für alle Beteiligten ein Bad in menschlichen und instrumentalen Stimmen. Nach all der „Anstrengung“, die keine zu sein schien, fragt Herbert witzig-treuherzig: „Katharina, ist dein Wunsch erfüllt?“
Das kleine Mädchen hatte sich nur in der Seitenangabe vertan! Danke, Katharina, so erlebten wir ein Lehrstück gelingender Einstudierung und Chorleitung.
Nach weiteren Wünschen, nun auch seitens der Erwachsenen, die alle erfüllt wurden, spielten wir für uns selbst unsere Bach-Kantate, die eigentlich für die Kirche vorgesehen war, die diesmal auf unser Angebot nicht eingegangen war: Die Flötengruppe mit Kindern und Erwachsenen (Sopran- bis Bassflöten) spielte die Choral-, die Streicher übernahmen die Orchesterteile, bei der zweiten Strophe löste der Chor die Flöten ab, und zum Schluss erklangen tutti sämtliche Stimmen und Instrumente.
Erfüllt und tief befriedigt von solchem Musizieren waren sich alle Beteiligten einig: Es war mindestens so schön, wie es in der Kirche hätte gewesen sein können.
Am Nachmittag üben Sigurd und Ruth mit Streichern und Flöten „Holz gegen Holz“ – wie Sigurd bemerkt – ein Stück von Hans Leo Haßler ein. Beteiligt sind 17 Frauen und 4 Männer mit 4 Celli, 2 Violen, 2 Geigen, 3 Sopran-, 5 Alt-, 3 Tenorflöten sowie 1 Bassflöte. Sigurd schlägt den Takt, und Ruth führt an der Bassflöte den Flötenchor, erklärt die Struktur des Stückes, bringt den Spielern das Schwingen und Federn nahe.
Nach dem Abendessen musizieren dann der volle Chor mit 75 Sängern und Sängerinnen gemeinsam mit 5 Streichern glanzvoll u. a. eine Freimaurer-Kantate von Mozart und den Liedsatz von Claudius/Schulz „Der Mond ist aufgegangen“.
Ein von Musizierfreude erfüllter Tag endet dann mit Wein und Gesang zu Herberts Gitarre in gemütlicher Runde um Mitternacht.
Heidrun Beißwenger, Höhbeck
Dienstag, 03.01.1012
Am frühen Morgen wurden wir von Trompetenklängen aus dem Schlaf gerissen. Beim Morgenkreis wurde aus einem Buch über Charles Dickens vorgelesen, der dieses Jahr seinen 200. Todestag hat. Elke spielte auswendig auf ihrer Geige einen Walzer und Hebbe begleitete sie auf der Gitarre. Auch wurde wie an den vorangegangenen Tages ein Teil der Biographie über Franz Liszt vorgetragen. Nachdem die Kinder ins Kinderprogramm entlassen wurden, sangen wir mit Instrumentalbegleitung verschiedene Lieder. Anders als sonst ging es nicht gruppenweise zum Tanzen und Singen. Es war eine Stunde Zeit für die Generalprobe für das Abschlussmusizieren am Nachmittag. Nach der Mittagspause haben sich alle um 14.30 Uhr im Foyer eingefunden um zu singen und gemeinsam Kaffee und Kuchen zu genießen. Nochmals ein herzliches Dankeschön an die Herbergseltern für die leckeren, selbstgebackenen Kuchen und Torten. Neben dem Kaffee-Kanon der Springmäuse (die jüngere Hälfte der Teilnehmer) wurden auch noch weitere Lieder, passend zur Kaffeepause, angestimmt. Im Anschluss daran ging es gleich mit dem Abschlussmusizieren weiter. Die einzelnen Musikgruppen – Streicher, Flöten, Stubenmusik und Akkordeonduo – spielten einen Teil ihrer erarbeiteten Stücke. Bevor die Kinder zwei Lieder vortrugen, überraschten uns die Sternsinger aus Rudenberg. Nachdem sie ein paar Münzen erhalten hatten, zogen sie weiter. Außerdem gab es noch zwei solistische Harfenstücke von Anna und ein Duett für Mandola und Klavier, vorgetragen von Elisabeth und Hebbe. Wie üblich auf der Singwoche wurde auch dieser Teil des Programms mit gemeinsamem Singen untermalt. Nach dem Abendessen haben sich alle für das Tanzfest gerichtet. Der traditionellen Polonaise folgten zahlreiche Tanzrunden, die von einer wechselnden Besetzung der Tanzmusik gespielt wurden. Zwischendurch gab es eine Runde, bei der die Kinder mit Unterstützung der Jugendlichen ihre gelernten Tänze vorführten: „Madeleine“, „Knopfloch“, „Dreireihentanz“ und „Mann im Mond“. Auch die Eulen (die ältere Hälfte der Teilnehmer) tanzten einen Teil ihres Programms vor, unter anderem „Der fünfte ist der Beste“. Die Springmäuse zeigten „Die Frische“, einen Vierpaartanz, und „Plains“, einen französischen Tanz, der einzeln im Kreis getanzt wird. Die vorführende Gruppe hat diesen Tanz überwiegend in der wenig verbliebenen freien Zeit einstudiert. Das Akkordeonduo (Johannes und Stefanie) wiederholte zwei ihrer bereits am Nachmittag vorgespielten Tänze, einen Walzer und einen Hambo. Leider ging auch dieses Tanzfest viel zu schnell zu Ende. Nach dem Jägermarsch in der letzten Runde folgte der abschließende Roien. Der letzte Abend klang bei gemütlichem Beisammensein bis spät in die Nacht hinein aus. Das war der letzte ganze Tag einer wieder einmal wunderschönen und harmonischen Winter-singwoche.
Uta, Stefanie und Elisabeth