Walther-Hensel-Gesellschaft e.V. München
Ostersingwoche vom 03. bis 10. April 2010 auf dem Heiligenhof/Bad Kissingen
Liebe Teilnehmer an der Singwoche, liebe Freunde,
wieder ist eine Ostersingwoche auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen erfolgreich zu Ende gegangen. Sieben Tage waren vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Singen, Musizieren, Basteln und Werken und beim Volkstanz beieinander. Und mehr noch als das. Sie haben zusammen gelebt wie in einer großen, intakten Familie, haben miteinander gegessen und gefeiert, gelacht und waren oft sehr fröhlich. Sie haben sich gefreut an dem, was sie miteinander zuwege gebracht haben. Das war zum Teil recht anspruchsvoll und wurde sehr intensiv geübt. Bei Vorträgen, etwa über die Slowakei und speziell die Zips, waren alle sehr aufnahmefähig und sind nun voller Erwartung auf die Sommer-Singfahrt.
Nach dem langen Winter war das Wetter überaus günstig frühlingshaft mit viel Sonnenschein und warmen Tagen. So gerieten die kurzen Freizeitaktivitäten vielfach zu Naturbeobachtungen in Wald und Flur. Auch die Busfahrt nach Schlitz/Hessen profitierte vom schönen Wetter. Sehr glücklich wird dort das mittelalterliche Stadtbild mit Ausstellungen und Heimatmuseum (z.B. ein Raum über das Egerland) mit dem modernen Leben ohne störende Einflüsse verknüpft.
Von all diesen Aktivitäten, die zu einer Singwoche gehören, wird in diesem Heft berichtet. Begonnen mit dem gemeinsamen Morgenkreis im großen Rund bis zum Volkstanz am Abend hatte jeder Tag seine Struktur. Ohne gewissenhafte Vorarbeit der Referenten ist dies nicht zu schaffen. Und die frohen und dankbaren Worte am Schluss der Singwoche haben gezeigt, dass alles, was die Mitarbeiter vorbereitet und erarbeitet haben, großen Anklang gefunden hat.
Deshalb sei hier allen Teilnehmern und besonders den Referenten und Mitarbeitern herzlich gedankt für die hervorragende Mit- und Zusammenarbeit. Es blieb selten ein Wunsch offen oder unerfüllt. Und erfüllt von reichen Singwochentagen fuhr jeder nach Hause.
Ein besonderer Dank gilt dem Haus des Deutschen Ostens in München, dem der Bildungswert unserer Ostersingwochen bekannt ist und das uns auch heuer wieder mit einer finanziellen Zuwendung geholfen hat.
Herbert Preisenhammer Stuttgart, im Mai 2010
– Leiter der Singwoche –
War’s sie oder war’s er ?
Also ganz klar war für jeden der Osterwoche – er war’s – der Frühling mit viel Sonne, blauem Himmel und Aufbrechen der Natur. Alle wissen auch – sie war’s – die Ostersingwoche.
Aber nun kommt’s viel schwieriger: War’s sie – die Kadenz oder er – der Subdominantakkord ? Sehr viel über die Kunst der Musik und das am frühen Morgen! Ganz ehrlich gesagt, wäre eine Extemporale geschrieben worden, wie es Musiklehrer in Bayern über solche musikspezifischen Begriffe zu tun pflegen, dann hätte unser Chorleiter vielleicht enttäuscht über unsere Wiedergabe das Handtuch geschmissen. Aber wir sollten ja hören und vor allem die Töne richtig singen. Wer von uns kann schon dem weitgefächerten Wissen eines Herberts konkurrieren? Naja, so ehrgeizig sind wir nicht, aber ein bisschen Horizonterweiterung kann nicht schaden. Außerdem ist es lobenswert, wenn Herbert sein musikalisches Wissen mit uns teilt.
Zur Auffrischung: Die Kadenz (lat.cadere), die ein Musikstück oder einen Teil eines Musikstücks abschließende Akkordtonfolge, wird als solche bezeichnet. Die vollkommene Kadenz schließt auf der Tonika, die unvollkommene auf der Dominante, der Subdominante oder einer anderen Stufe (Trugschluss). Die Kadenz ist Bestandteil der abendländischen Musik etwa der letzten 300 Jahre. Bei atonaler Musik oder auch beim Jazz wird sie möglichst vermieden. Beim Singen werden wir feststellen – ja, sie ist’s – die Kadenz. ODER ist’s der Subdominantakkord, den unsere Ohren wahrnehmen? Ja, er ist’s – der 5.Ton einer Tonleiter abwärts oder der 4. Ton aufwärts, also die Oberquarte oder Unterquinte der Tonika und der auf ihm errichtete Dreiklang.
Aber wie dem auch sei – singen wir weiterhin: Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen!
Ade Bürgel, Büchold
Liebe Freunde!
Ich versuche hiermit mal wieder, einen kleinen Abriss der Ostersingwoche 2010 zu geben. Aber in dieser Woche geschieht so unglaublich viel, dass gar nicht alles behalten werden und jeder Einzelne nur für sich alleine entscheiden kann, was für ihn das Beste und Wichtigste war. In einem Fall aber sind wir uns sicher alle einig: Unser „Chef“ Herbert ist einfach ein unglaubliches Phänomen. Er beherrscht nicht nur die (De-)Kadenz, er hört auch sofort, wenn der Chor einen sechstel Ton gesunken ist. Und alles ohne Stimmgabel. Aber dann passiert etwas, was längst nicht allen aufgefallen ist: Herbert demonstrierte bei Tisch an einer gerollten und nach oben gestellten Serviette, dass sie wie eine Kerze brennen „könnte“. Aber ach, sie brannte zwar, aber Herbert unterlag! Wir mussten löschen! (Anm. der Red.: Herbert wollte demonstrieren, dass diese gerollte und angezündete Serviette in die Höhe stieg!).
Auch wurde demonstriert, wie die Zigeuner sich beim Kopfkratzen den Arm verrenken, um die ganzen Läuse nicht im Ärmel zu haben. Man sollte auch mit einer weißen Hose keine flüssigen Schokolade-Ostereier essen, sondern am besten in der Badewanne.
Wenn bis hierhin der Eindruck entstanden ist, dass der Chef nur gekräuselte Sachen im Kopf hat, so muss ich dies in der Folge gründlich revidieren. Wir lernten zauberhafte Frühlingslieder, manche davon mit hohem Einsatz und Niveau, z.B. das Altfinnische Runenlied von Walther Hensel. Zunächst war es etwas fremd für unsere Ohren, aber am Ende sehr reizvoll. Überhaupt herrschte alles in allem die ganze Zeit „Frühling und gute Laune“, und das ohne Pollen. Besonders schön war für mich das Duett „Sologesang (Uta) und Cembalo (Herbert)“. Und das Flötenquartett (Ilse, Uta, Helga und Ade) hätte ich gerne noch länger gehört (u.a. die zwei Madrigale von Vulpius und Prätorius). Sie begleiteten auch den Chor bei dem Lied „Wandern lieb ich für mein Leben“, das klang so ganz anders, als man es normalerweise im Ohr hat.
Die Stubenmusi war ein kleiner, feiner Haufen…wir haben hart gearbeitet und Gudrun hat sicher ein paar graue Haare mehr! Aber es waren gute Stunden und den Erfolg konnte man bei Morgenkreisen und beim Abschlussmusizieren hören.
Bei Renate Becker entstanden wieder ganz zauberhafte Sachen. Von Engeln bis zu Umschlägen, kostbar verziert (man kann 500-Euro-Scheine darin verschenken). Der Morgenkreis, gestaltet von Johannes Becker und Musikanten, fordert uns schon zu früher Stunde und mit leerem Magen zu hochgeistigen Gedanken heraus. Manches Wort begleitete mich durch den ganzen Tag.
Beim Tanzen ging es mit Ursel Brenner wieder recht munter zu. Und hin und wieder legten männliche Tanzteilnehmer wilde Solo-Tanzeinlagen hin. Die Begeisterung war groß.
Ade gebührt wieder großer Dank, soviel Vorarbeit, soviel Tätigkeit – und dazu noch das Wichtigste: Hat sie alle Individuen zufrieden stellen können? Alles gut gemacht, Ade! Und ein wirklich feiner Zug von dir war es, uns beim Ausflug „eine Stunde Freigang“ zu gewähren.
Zuletzt noch eine lustige Sache beim Ausflug: Der Turm in Schlitz hatte es Brigida und mir angetan. Und wir waren auch ruckzuck oben – es gab nämlich einen Aufzug. Bald folgten noch einige andere von uns. Aber der Türmer war ein Unikum ohne gleichen. In rasender Schnelligkeit rasselte er sein Programm ab. Und wer der deutschen Sprache nicht bis ins Kleinste mächtig war, konnte ihm nicht folgen. Er hatte viel zu erzählen und war recht lustig. Dann aber kam es: Beim Hinunterfahren hielt er auf halber Strecke seinen Käfig an und zeigte uns „sein“ Turmzimmer. Da standen in gemütlicher Turmecke Regale voller „Kümmerlinge“, große Flaschen Heidelbeer-, Himbeer-, Schlehen-, Brombeerliköre und –geiste. Und das Beste: Er hatte kleine Gläschen parat und machte das einzig Richtige. Die vollen Gläschen machten die Runde und unsere Runde wurde immer lustiger (besonders Isolde) und endlich „machten wir in den Käfig“ (O-Ton Isolde) und fuhren ins harte Leben zurück. Natürlich gab es den Einen oder Anderen, der plötzlich eine braune Papiertüte trug mit Inhalt aus der Turmstube. Ich weiß, wer es war, aber ich verrate es nicht.
In meinem Bericht schreibe ich jedes Jahr, wie verzaubert diese Zeit im Heiligenhof für mich ist. Und auch diesmal schließe ich mit den Worten: Es war eine tolle und verzauberte Frühlingswoche. Hoffentlich können wir noch recht viele erleben. Und ganz zuletzt noch mit dem Wort von Helmut P. schließe ich: „P.X. (Pleibt’s Xund!). Dank an alle Initiatoren
Eure Lea Clausen, Neuwied
Fit durchs Tanzen
„Es ist kein Sport, bei dem man gegeneinander antritt. Tanzen ist eine Leidenschaft, die man mit anderen teilen kann. Also trau dich und mach den ersten Schritt!“ Mit diesen Worten stellt Detlef D. Soost in seinem Buch Tanz dich fit (vgs) erstmals sein komplettes Workout vor, das Tanz- und Fitnesstraining miteinander kombiniert. Er erzählt von seiner eigenen Lebensgeschichte und seinen Erfahrungen. Natürlich auch davon, wie er zum Tanzen kam.
Detlef selbst findet Tanzen eine bessere Methode zum Muskelaufbau. Man wird fitter als im Fitnessstudio, da man beim Tanzen mehrere Muskelpartien auf einmal trainiert. Im Buch findet sich sogar eine Tabelle, die zeigt, welche Muskeleinheiten man in den einzelnen Tanzstilen aufbaut. Im Anschluss daran werden weitere Übungen zum Muskelaufbau gezeigt. „Ganz wichtig: Du bist, was du denkst“, so der Profitänzer. Er gibt hilfreiche Motivations- und Ernährungstipps.
Laura Roth
Eingesandt von Ursel Brenner. Was „Workout“ heißt, mag jeder selbst ergründen.
Schlitz – Ausflugsziel unserer Singwoche
Ein herrlicher Frühlingstag wurde uns geschenkt für unsere Fahrt nach Schlitz. Nach dem langen Winter erfreuten wir uns am frischen Grün auf der Fahrt über Fulda durchs Fuldatal nach Schlitz, einem Städtchen eingebettet zwischen Vogelsberg und Rhön.
Schlitz mit seinen 4 Burgen, der Vorderburg, jetzt mit Burgmuseum, der Hinterburg, heute Seniorenheim, der Schachtenburg, ebenfalls Seniorenheim, und der Ottoburg, vorübergehend Unterkunft der Heimatvertriebenen und heute in Privatbesitz, ist eine geschichtsträchtige Stadt. Im Jahre 812 wurde die romanische Kirche vom Mainzer Erzbischof Richolf geweiht. Die Säulenbasilika St. Margaretha ist heute noch Mittelpunkt des historischen Stadtkerns. 1116 und 1118 wurden in politisch unruhigen Zeiten Schenkungsurkunden des Klosters Fulda an Erminoldus de Slitese und seiner Frau Gerbiga überreicht. Der Stammbaum zum heutigen Adelsgeschlecht, den Grafen von Schlitz, genannt von Görtz, ist lückenlos zurückzuführen.1418 erhielt die Stadt mehr Rechte, zunächst die Gerichtsbarkeit, danach die Stadtrechte. Wenig später folgten die Marktrechte. 1546 wurde in Schlitz erstmals evangelisch gepredigt, die Basilika wurde lutherisch. Ihre Um- und Erweiterungsbauten sind heute noch zu erkennen. Der Siebenjährige Krieg brachte Not und Elend ins Land. Johann von Schlitz brachte die Damastweberei in die Stadt, die heute noch unter dem Namen „Schlitzer Leinen“ weltweit bekannt ist. Die bewegten Zeiten des 18. und 19. Jahrhunderts gingen nicht spurlos an der Stadt vorbei, jedoch die Altstadt blieb erhalten. Heute ist Schlitz ein touristischer Anziehungspunkt und bietet seinen Gästen nicht nur den Burgring. Die einzige hessische Landesmusikakademie befindet sich in der Hallburg, in der die „Chinesische Tapete“ aus dem 18. Jahrhundert zu sehen ist. Auch das Burgmuseum, die kulinarischen Genüsse sowie ein Altbier und verschiedene Obstbrände bietet die Stadt dem Besucher.
Nach einer gemeinsamen Führung durchs Museum konnten wir in der evangelischen Kirche einige unserer Lieder singen, bevor sich jeder noch nach eigenem Belieben in der Stadt aufhalten konnte. Erfüllt von vielen Eindrücken kehrten wir zum Heiligenhof zurück.
Ade Bürgel, Büchold
Geheimtipp: Kaminzimmer
Viele Teilnehmer der Ostersingwoche wissen schon, dass die Möglichkeit zum Werken oder Handarbeiten besteht, während die Instrumentalgruppen fleißig üben. Wo? Wie schon oft „im Kaminzimmer.“
Dort traf sich gleich am 1. Tag eine größere Gruppe und fertigte schöne Schmuckumschläge für Geld oder Gutscheine an. (vielleicht für eine Singwoche).
Am 2.Tag wurde außer Werkarbeiten mit Papier auch bei Hanne die Wollwerkstatt geöffnet. Dort lagen Netzgewebe in vielen Farben und warteten auf kreative Farbkompositionen. Flauschige Wolle-Wollmix sollte durch das Gewebe gezogen werden. Es war ein reges Suchen und Zusammenstellen, bis jeder seine Lieblingsfarben gefunden hatte. Hanne half mit viel Geduld und großem Gefühl für eine harmonische Farb- und Materialzusammenstellung.
Plötzlich wurde es sehr ruhig am Nebentisch. Die Teilnehmer begannen mit Hilfe einer Nadel ihre verschiedenen Fäden durch das Netz zu weben. Was war wohl das Endergebnis? Nachdem das Werkstück vollendet war, hatte jeder einen wunderschönen, flauschigen und duftigen Schal. Man konnte ihn am Schluss bei der Ausstellung bewundern. Viele Teilnehmer freuten sich, dass Hanne in diesem Jahr nach einer Knie-Op. wieder die Handarbeitsgruppe leitete.
Auch in der Werkgruppe wurde eifrig geschnitten und gefaltet. Aus Transparentpapier entstanden Engel in einem filigranen Kleid. Die Engel wurden mit einem Passepartout auf Karten geklebt. Eine andere Werkmöglichkeit war, aus Filzwolle Blumenmotive mit Hilfe einer Filznadel auf ein Vlies zu prickeln. Es war erstaunlich, wie viele Blumen sich in ihrer Natürlichkeit (Kornblumen, Margeriten, Gänseblümchen, Mohn) auf den Karten wiederfanden.
Die Werkausstellung zeigte die Vielfältigkeit der Angebote. Es war nicht nur eine harmonische Singwoche, sondern die „Werker“ konnten sich entspannen und nicht nur schöne Ergebnisse sondern auch viele Ideen mit nach Hause nehmen.
Hanne und mir hat das Miteinanderschaffen sehr viel Freude bereitet.
Vielleicht bis zur nächsten Ostersingwoche? Geheimtipp Kaminzimmer!
Herzlichst Eure Renate Becker/Herzogenrath