Wintersingwoche 2008 / 2009

Wintersingwoche 2008/2009 mit 88 Teilnehmern in der Jugendherberge Igersheim vom 29. Dezember 2008 bis 5. Januar 2009 (zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg).

Liebe Teilnehmer der Singwoche, liebe Freunde!

Jede unserer Singwochen hat sicher ihr ganz eigenes Gesicht. Und doch verbindet alle eine Idee, die schon bei der ersten Singwoche in Finkenstein 1923 vorgebildet und seither unzählige Male nachgeahmt wurde. Es ist die Verbindung von gut erarbeiteter sogenannter Kunstmusik und mit gleicher Intensität gesungener Volksmusik. So fanden sich im Singwochenheft Kompositionen von Haydn, Gumpelzhaimer, Mendelssohn oder Distler neben Liedsätzen zu Volksliedern und einfache neu entstandene Chorlieder. Auch beim Musizieren in den verschiedenen Gruppen ist diese Spanne von Musik verschiedener Epochen, Stilrichtungen und Volksgruppen deutlich erkennbar und wird als sehr abwechslungsreich und interessant angesehen. Überhaupt sind die Tage der Wintersingwoche von einer wunderbaren Reichhaltigkeit und Arbeitsintensität, wobei dem Außermusikalischen, also den Handarbeiten, Werk- und Holzarbeiten sowie Kinderspielen in Verbindung mit Erzählen, Märchen, bildhaftem Gestalten und Musik eine ebenso wichtige und ausgleichende Funktion zukommt. Nimmt man noch die von der reiferen Jugend sinnvoll und interessant gestalteten Morgenkreise, die Stunden lebendigen Volkstanzens, die gemeinsam gehörten Geschichten, die Abendsingrunden sowie die „Feierlichkeiten“ am Silvesterabend mit dem nächtlichen Gang zur Tanne sowie die Gestaltung des Festgottesdienstes am 4. Januar 2009 hinzu, so kann wahrlich von einer lebendigen Singwochengemeinschaft von Jung und Alt gesprochen, ja geschwärmt werden. Jeder Tag hat eine gewisse Form, einen inneren und äußeren Ablauf, und die ganze Singwoche folgt ebenfalls einem sinnvollen Aufbau mit ausgeklügeltem Zeitraster.

Die vielen Referenten und Mitarbeiter, angefangen von der technischen Leitung im Haus mit Zimmereinteilung, Tagesplänen und verschiedenen Listen bis hin zum Weckdienst, Tisch- und Saalschmuck sowie Raumorganisation nehmen der Leitung viel Arbeit ab. Es ist sehr beruhigend, wenn viele, vor allem organisatorische Arbeiten selbstverständlich und verlässlich getan werden. So danke ich allen für die gute Zusammenarbeit, sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der verschiedenen Tätigkeiten während der Singwoche.

Es wird zwar gelegentlich darauf hingewiesen, woher oder von wem die Lieder, Musikstücke oder Tänze sind; in diesem Berichtsheft kann das Erarbeitete nochmals genau nachgelesen werden, auch sind Kurzbiographien von Musikern und Dichtern, die mit ihren Werken den Vertreibungsgebieten verbunden waren, zu finden sowie solche von bestimmten Gedenkjahren von Musikern.

Es sei mir in diesem Vorwort noch ein persönliches Wort zur Singarbeit gestattet. Nachdem ich jahrzehntelang die Chorarbeit der Singwochen alleine geleitet habe und mal mehr, mal weniger Mitarbeiter für Musikgruppen, Volkstanz, Handarbeiten und Werken sowie die Organisation zur Verfügung standen, ist erfreulicherweise in den letzten Jahren ein gewisser Wandel eingetreten. Geeignete und fachlich versierte Referenten zu finden und für unsere ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern, ist ja nicht einfach. Sehr große Schwierigkeiten bereitet jedoch die Chorleitung. Das technische, musikalische und menschliche Rüstzeug dafür, eine fundierte Ausbildung und Übung, die zeitliche Dimension einer Übstunde, das Erkennen der Schwierig- keiten eines Chorsatzes und die Herangehensweise an ein Werk, all dies und noch mehr erfordert viel Vorarbeit, Überlegung und Routine, Fingerspitzengefühl, ein Darüberstehen über dem Werk, ein Hineindenken in die Chorsänger, ein akustisches Überprüfen der einzelnen Stimme und des Gesamtklangs. Und dann braucht der Chor auch noch eine Ansprache und der Dirigent eine „Ausstrahlung“ sowie gelegentlich auch ein spontanes Lesen der musikalischen Partitur, der einzelnen Sing- und Instrumentalstimmen sowie die Kontrolle der Ausführung. Der Leser merkt, dass es überaus schwierig ist, einen Chorleiter oder eine Chorleiterin zu finden, die auch noch Freude an der Erarbeitung von weniger spektakulären Volksliedsätzen hat und die es versteht, auch diese „rüberzubringen“. Eine musikalische Ausbildung ist dabei unerlässlich, aber dass noch viel mehr dazu gehört, das wollte ich darlegen. So bin ich überaus froh, dass Gerlind sich so gut eingearbeitet hat und Freude an Stimmbildung und Chorleitung hat, die ansteckend wirkt. Wir arbeiten sozusagen Hand in Hand, denn wir haben (außer der Stimmbildung) kein Spezialgebiet und mögen eigentlich beide alle gute Musik und möchten die auch gerne allen weitergeben. Und doch hat jeder seine Eigenart, die vom Chor akzeptiert wird. Es gab – denke ich – noch keine nennenswerten Umstellungsprobleme oder musikalischen Meinungsverschiedenheiten.

Gelegentlich hatten wir schon drei Singleiter (wenn eine „Singwoche“ regelmäßig drei Tanzleiter aufweist, dürfen es auch mal drei Chorleiter sein!), wenn noch Irmtraud Greipel dazukam.

So danke ich nochmals allen, die bei der Singwoche in Igersheim dabei waren und freudig mitgemacht haben. Ebenso gebührt ein Dank dem Innenministerium BadenWürttemberg, das unsere Kulturarbeit sehr schätzt und die Maßnahme durch eine finanzielle Zuwendung ermöglicht hat.

Stuttgart, im Februar 2009
Herbert Preisenhammer

Wenn man in der Zeit vor und nach Neujahr durch die Jugendherberge in Igersheim geht, kommt einem die Zeile eines Liedes von Reinhard Mey „Ein Stück Musik von Hand gemacht“ in den Sinn. Den ganzen Tag wird gesungen und in verschiedenen Gruppen musiziert.

So spielte auch einmal am Tag die Blockflötengruppe. Elf fleißige Flötenspielerinnen und Flötenspieler erarbeiteten sich Musikstücke von Bach, Händel, Beulecke, Karl Pimmer und Dieter Kinzler. Auch das altbekannte „Greensleves“ mit einem angehängten Tangostück klappte von Tag zu Tag besser. Aus einem Quartettbuch für Blockflöte, herausgegeben vom Bezirk Oberbayern und bearbeitet von Hans Bruckner aus Pittenhardt spielten wir drei Volksmusikstücke.

In kleineren Gruppen mit verschiedenen Besetzungen spielten wir einen Satz aus der Feuerwerksmusik von G.F. Händel, die Klostersuite von Rosenheck, wagten uns an ein Medley mit Weihnachtsliedern aus aller Welt und an den Popsong „Super Trouper“ von ABBA.

Für mich ist es immer wieder interessant, wie sich ein Musikstück im Laufe einer Woche entwickeln kann.

Vielen Dank fürs Mitspielen. Es hat Spaß gemacht.

Ruth Kinzler, Weinstadt

P.S.: Ein Pianist sitzt an seinem Flügel und sagt zu einem Mann, der ihm zuschaut:

“Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, zu spielen und sich dabei zu unterhalten.“
„Doch, das weiß ich,“ erklärt der Mann.
„Ach, dann spielen Sie auch Klavier?“
„Nein, Flöte.“