Wintersingwoche vom 28 Dezember 2015 bis 04. Januar 2016

Liebe Teilnehmer an der Wintersingwoche,

liebe Leser dieses Berichtshefts!

Die Jugendherberge in Titisee-Neustadt im Ortsteil Neustadt-Rudenberg war erneut die Heimstatt für unsere Wintersingwoche. In 900 Meter Seehöhe gab es zum ersten Mal keinen Schnee; so fiel das Schneemannbauen der Kinder aus. Trotzdem gab es keine langweilige Minute. Erst am Abreisetag, dem 4.Januar 2016, war der Schwarzwald verschneit.

Die Singwochentage waren vom Morgen bis zur Nacht ausgefüllt mit Singen und Tanzen, Musizieren und Werken, Spielen und Erzählen. Die Tageseinteilung gleicht einem Ritual mit feststehenden Zeiten. Und trotzdem kommt die individuelle Freiheit und Freizeit nicht zu kurz und lässt einer Kreativität noch Raum.

So wird in diesem Berichtsheft alles Erarbeitete aufgelistet und kann von den Teilnehmern nochmals nacherlebt werden.

Eine Singwoche ist keineswegs ein Selbstläufer. Es gehören eine intensive Vorbereitung dazu, Referenten, die sich gründlich auf ihre Aufgaben vorbereiten und Teilnehmer, die gerne mitmachen. Dies alles hat bei dieser Singwoche hervorragend gepasst.

So danken wir als Vertreter der Veranstalter allen herzlich für die gute Zusammenarbeit und für das fröhliche, ehrenamtliche Mitgestalten der Singwochentage. Ebenso danken wir dem Innenministerium Baden-Württemberg für eine finanzielle Zuwendung, ohne die unsere Wintersingwoche nicht durchgeführt werden könnte.

Herzliche Grüße
Herbert Preisenhammer und Reinhold Frank

Stuttgart, im Januar 2016

 

Erarbeitetes bei der Singwoche

Chor- und Volksliedsingen – Herbert Preisenhammer

Aus dem Singwochenheft

Stoßt auf das Tor Worte und Weise Hans Baumann Satz Herbert Preisenhammer*
Winternacht: Verschneit liegt rings Worte Joseph von Eichendorff* Weise und Satz H. Preisenhammer*
Minnelied: Ich freue mich Worte nach König Lonradin Weise und Satz E.-L. von Knorr
Chi la Gagliarda Baldassare Donati
Zwei slowakische Volkslieder Bela Bartok Deutsch von R.St.Hoffmann
Kaffee ist ein Göttertrank Kanon von Reinhold Frank
Ein kleines Lied Worte von M.von Ebner-Eschenbach* Weise und Satz H. Preisenhammer*
Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf Werise und Sazu H.Preisenhammer*
Alle sima da Kanon von Uli Führe
Tschüss und auf Wiedersehn Heike Arnold-Joppich

Aus dem AG-Liederbuch u.a

Über abendstille Auen Kanon von Walther Hensel*
Worte von Theo Schmid
Heißa, Buama Salzburg, Flachgau Satz J.F. Doppelbauer
Heut ist ein Sternlein Worte und Weise G. Wolters Satz Herbert Preisenhammer*
Kommet, Brüder mein Kremnitz/Deutsch Probenarbeit Satz Herbert Preisenhammer*
Weihnachtsjodler Bergen
Der Fröhlichkeit die Türen auf Worte und Weise Hans Baumann Satz Herbert Preisenhammer*
Ein Jahr muss nun vergehen Worte und Weise Hans Baumann Satz J.F. Doppelbauer
Wie die hohen Sterne kreisen Werner Gneist*
Wir wünschen euch allen Tonau/Ungarn Satz Herbert Preisenhammer*
Weihnacht macht die Türen auf Worte und Weise Hans Baumann Satz Herbert Preisenhammer*
Ein jedes Jahr hat seinen Sinn Worte Hans Bahrs Weise und Satz H. Preisenhammer*
Glück zu zum neuen Jahr Westfalen Satz Herbert Preisenhammer*
Guten Morgen in diesem Haus Sazerland Satz Herbert Preisenhammer*
Wir kommen daher Südbaranja Satz Herbert Preisenhammer*
Vater und Mutter Sathmar Satz Herbert Preisenhammer* S
o singen wir, so trinken wir Worte H.v. Fallersleben Weise Ewald Schäfer Satz Herbert Preisenhammer*

Blockflötengruppe
Über Musik zu sprechen ist wie über Architektur zu tanzen. Steve Martin (Schauspieler, Musiker, Schriftsteller)

Das heißt für mich: Über Musik soll man nicht reden, sondern sie erklingen lassen. Dies taten die Teilnehmer der Wintersingwoche.

Die Blockflötenspielerinnen- und -spieler ließen Musik aus fünf Jahrhunderten erklingen. Unter den Komponisten waren drei Geburtstagskinder: 1805 wurde Fanny Hensel (die Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy) geboren. Sie wäre 2015 210 Jahre alt geworden. 2016 wird Viktor Fortin 80 Jahre alt und Rupert Ignaz Mayer wäre 370 Jahre alt geworden. Gestorben ist im Jahre 1716, also vor 300 Jahren, Johann Christoph Pez. Eine Bereicherung war Elisabeth mit ihrer Gitarre. Sie spielte die Gitarrenstimme bei den Steirischen Tänzen von Viktor Fortin.

Gespielt haben wir:
Joseph Ignaz Schnabel (1767-1831) Transeamus usque Bethlehem
Satz: Volker Derschmidt Der Engel ist kommen
Fanny Hensel (1805-1847) Die Gartenlieder Satz: Steve Marshall
Viktor Fortin (geb. 1936) Steirische Tänze (Fohnsdorfer Intrade, Guggu-Menuett, Kohl`nbauern-Menuett, Das Hiatamadl, Kuckuckspolka).

In der sogenannten „Nische“ und in verschiedenen kleineren Besetzungen spielten wir:

Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755) Concerto in C-Dur (Allegro, Affettuoso, Allegro)
Michael Praetorius (1571-1621) Viva la musica Satz: Heidi Brunner Ein kleiner grüner Kaktus Satz: Heidi Brunner Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn
Johann Christoph Pez (1664-1716) Concerto Pastorale
Valentin Rathgeber (1682-1750) Aria Pastorella
Siegfried Rath* (geb. 1920) Tanzsuite (1. und 3. Satz)
Viktor Fortin (geb. 1936) Steirische Weihnachtsmusik (Birnberger Weihnachtsjodler).

Ich möchte mich bei allen Musikanten herzlich bedanken.

Ruth Kinzler, Weinstadt

Streicher

Mit der Streichergruppe spielten wir diesmal Stücke für ganz unterschiedlichen Besetzungen: Mal das ganze normale Streichquartett (zwei Geigen, Bratsche und Cello, jeweils doppelt besetzt), mal die Unterstimme in Cello und Bass geteilt, mal mit extra Klarinettenstimme, mal die erste und die zweite Stimme getauscht oder nur zwei Geigen und ein Cello. Für ein Stück bekamen wir auch noch Unterstützung von Rebecca, die immer wieder ihre Zeit zwischen der Flöten- und der Streichergruppe aufteilte, und am Ende der Woche kam auch Elke noch dazu. Außerdem spielte ein kleines Streichtrio mit dem Chor im Altenheim.

Ich muss sagen, ein bisschen Bammel hatte ich ja schon, als ich mit einem so gewaltigen Namen wie Tschaikowski im Gepäck anreiste und ihn den Spielern vor die Nase setzte, noch dazu mit der Vorgabe, das Stück noch vor dem Abschlussmusizieren im Morgenkreis vorzuspielen. Aber alle haben super mitgemacht, obwohl ich immer noch genauere Phrasierungen und Artikulationen verlangte und mich selber dabei immer wieder verschlug (der Zwiefache hat es auch nicht besser gemacht). Mir jedenfalls hat die Arbeit sehr viel Freude bereitet und das Ergebnis konnte sich, glaube ich, auch gut hören lassen. Folgende Stücke haben wir gespielt und auch bei verschiedenen Gelegenheiten zu Gehör gebracht:

M. A. Charpentier Salve puerule (mit Chor und Solisten)
J. Haydn Wiener Hofball-Menuette Hob. IX:11, Nr. 2, 10 und 12
W. A. Mozart* Ländler KV 600/2, Satz von H. Preisenhammer
K. J. Pimmer* 5 Zwiefache aus der Hallerthau: Peter Feichtl, Pfålzer
H. Preisenhammer* Die Egerer Spieluhr
P. Tschaikowski Romance op. 5, aus: Golden Melodies for Strings, arr. The Golden Strings

Laura Albrecht, Xanten

Bericht des Kinderprogramms

Erfreulicherweise waren dieses Mal wieder viele Kinder angemeldet, 12 Kinder zwischen zwei und 12 Jahren nahmen am Programm teil. Nach dem Morgenkreis musizierte Helgard (herzlichen Dank!) mit den Größeren, die Geige, Harfe und Flöte spielten. Beim Abschlussmusizieren konnten sie drei tolle Stücke vorspielen. Wir studierten mit den jüngeren Kindern das Lied „Der kleine Frosch im Teich’“ ein. Dabei hatten wir viel Spaß! Gemeinsam überlegten wir uns neue Strophen und waren dabei sehr kreativ. Außerdem erarbeiteten wir zusammen mit allen Kindern das Lied „Folge dem Weihnachtsstern“, das wir ebenfalls beim Bunten Abend mit unseren selbst gebastelten Rasseln und gemalten Bildern vorführten und dafür einen Sonderapplaus bekamen. Auch das Tanzen mit Johannes‘ Akkordeonbegleitung (vielen Dank!) gehörte zu unserem Programm. Am Tanzfest führten wir unsere Tänze vor, was allen Zuschauern eine große Freude bereitete. Die Kindertanzrunde bestand aus „Auf der Jagd“, „Bingo“ und „Skip to my Lou“, zu letzterem holten wir auch Eltern und Freunde dazu. Die restliche Zeit im Kinderprogramm wurde zum ausgiebigen Basteln, Bücher lesen und Spielen genutzt. Am Ende der Woche konnte so jedes Kind eine eigene Rassel (aus Pappmaché) oder ein bunt verziertes Regenrohr (Versandrolle mit Nägeln) mit nach Hause nehmen. Ein besonderes Highlight war das Kinderprogramm kurz vor dem Jahreswechsel. Wie die Erwachsenen tanzten auch 7 wir, Laurenzia durfte dabei natürlich nicht fehlen. Danach stieß Dario (lieben Dank!) zu uns und las uns lange aus der Geschichte „Hörbe mit dem großen Hut“ (von Ottfried Preußler) vor.

Danke an alle Kinder fürs tolle Mitmachen!

Sophie Schneider, Löffingen und Stefanie Januschko, Puchheim

Stubenmusik Irmtraud Mielebacher

Die Stubenmusik hat es auf einer Singwoche traditionell gesehen nicht gerade einfach. So ist das Stimmen der Instrumente langwierig und auch das Spielen nach Noten ist auf dem einen oder anderen Instrument recht schwierig, aber zum Auswendiglernen bleibt meist nicht genug Zeit.

So hatte die Stubenmusik auch in diesem Jahr mit der einen oder anderen Schwierigkeit zu kämpfen und u.a. Stimmungsprobleme führten dazu, dass wir beim Vorspiel nicht ganz an die guten Ergebnisse der Proben anknüpfen konnten.

Das schmälert aber nicht unsere gute Probenarbeit, bei der wir viele Fortschritte machten und viel Freude und Spaß beim gemeinsamen Musizieren verspürten. Es war mir ein großes Vergnügen mit euch zusammen spielen zu können.

Besonders positiv war, dass die Stubenmusik ganz unerwartet einen jungen Nachwuchsmusiker an der Gitarre bekam, der in kurzer Zeit viele neue Griffe und Techniken lernen musste und dies mit Bravour sehr gut geschafft hat.

Ich hoffe, dass übers Jahr nun weiter viel geübt wird und bei der nächsten Singwoche an unsere diesjährigen Ergebnisse angeknüpft werden kann. Für uns alle waren es lauter neue Stücke. Beim Morgenkreis spielten wir:

„Heiligste Nacht“ – eine Weihnachtsweise aus der Sammlung Hartmann (Satz: Helmut Scholz)

und die Hirtenliedermelodie „Eilet nach Bethlehem“ (Satz: Volksmusikarchiv Bezirk Oberbayern)

Beim Abschlussmusizieren trugen wir vor:

1.) „Aufzug Nr. 2 Allegro“ aus dem Kloster Weyarn um 1770 (Satz: Sepp Hornsteiner)
2.) „Rauhreif“ von Martin Kern
3.) „Mazurka aus einer Trostberger Handschrift“ (Satz: Sepp Hornsteiner)
4.) „Schneeflockenpolka“ aus Ratzenried (Hrsg.: Berthold Büchele)

Letztere spielten wir so gut, dass es tatsächlich am Abend und in der Nacht zum Schneien kam! Außerdem übten wir den Rheinländer „Froh und heiter“ (Satz: Sepp Hornsteiner). Ich wünsche euch allen ein musikalisches Jahr 2016! Viele Grüße

Irmtraud Mielebacher, Opfenbach

Unermüdlich beim Singen

Damit alle Teilnehmer gemeinsam zum Frühstück erscheinen können, müssen sie irgendwie geweckt werden. Da die Stimmen noch nicht singbereit sind, bediente man sich der mitgebrachten Instrumente. Jeden Morgen war also ein anderes Instrument zu hören und wir wurden sanft aufgeweckt. Nach und nach erschienen die Teilnehmer im Eingangsbereich der Jugendherberge und es wurde ein Morgenlied oder Tischkanon gesungen.

Gestärkt und voller Energie trafen wir uns dann im Saal zum Morgenkreis. Hier wurde ein Text zu einer Person vorgelesen, dessen Geburtsjahr oder Sterbejahr sich markant jährt. Es waren dies z.B. Marie von Ebner-Eschenbach, die vor 100 Jahren gestorben ist. Dazwischen hörten wir Instrumentalmusik, dargeboten von den Teilnehmern, oder wir sangen gemeinsam ein Lied. Nach einer halben Stunde wurden die Stimmen gefordert. Die angebotenen Einsing-Übungen konnten von Jung und Alt gleichermaßen mitgemacht werden, jeder nach seinen Fähigkeiten. So wohl vorbereitet geht es mit Kanons über zu bekannten Chorliedern aus dem AG Liederbuch. Zwischendurch gingen die Kinder zu ihrem Kinderprogramm, wo sie separat betreut wurden und andere Lieder sangen, aber auch bastelten und spielten. Wir Erwachsenen machten also mit Liedern weiter, die eigens für diese Woche herausgesucht wurden und im Singwochenheft abgedruckt sind. Wir studierten neue Chorsätze ein, die wir am Ende der Woche im Altenheim in Neustadt vortrugen.

Eine Stunde vor Mittag trennten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen zum Tanzen beziehungsweise Singen. In den kleineren Gruppen wurde dann etwas anspruchsvollere Literatur einstudiert.

Auch beim Mittagessen wurde gesungen, d.h. bevor gegessen wurde, trafen wir uns wieder im Eingangsbereich und sangen einen Tischkanon. Auch nach einer Woche Aufenthalt, stimmte Herbert immer wieder ein anderes Lied an. Nach einigen Wintersingwochen merkt man, dass man sie schon mal gesungen hat. Besonders fiel auf, dass am Jugendtisch fast immer nach dem Essen gemeinsam im Stehen gesungen wurde. Und das hörte sich richtig gut an.

Am späten Nachmittag gab es wieder eine Einheit mit kleinen Gruppen. Wer am Vormittag getanzt hatte, durfte jetzt in der nach Alter aufgeteilten Gruppe singen. Davor gab es Arbeitsgruppen „Musizieren für verschiedene Instrumente“. Die Sehnsucht nach Singen war in der Flötengruppe heuer so groß, dass die Gruppe ein paar Takte beim Vortrag eines Stückes gesungen hat.

Schließlich kam das Abendessen und man vermutet schon stark, dass auch hier wieder gesungen wurde. Richtig – vor dem Essenfassen ertönte wieder ein Kanon oder sogar ein mehrstimmiges Lied.

Nach dem Abendessen waren die Teilnehmer noch keineswegs müde. In sogenannten Nischengruppen wurde fleißig für den Bunten Abend geprobt. Dabei studierte die eine oder andere Gruppe auch Gesänge ein.

Der fast letzte Höhepunkt des Tages war das Abendsingen, unterbrochen von einer Fortsetzungsgeschichte. Diesmal wurde Hotzenplotz 3 vorgelesen. Dario hatte sich einen Hut gebastelt, der dem vom Räuber Hotzenplotz sehr nahe kam.

Wer dann immer noch nicht müde war, durfte beim Kehraus das Tanzbein schwingen zu Livemusik von z.B. Kontrabass, Akkordeon, Klarinette, ergänzt um Geige oder Trompete oder Gitarre.

Wenn es dann etwas ruhiger im Haus wurde, setzten sich noch viele im Speisesaal zusammen, um bei einem Glas Wein und leckeren Plätzchen, die von zuhause mitgebracht wurden, den Tag ausklingen zu lassen. Auch hier wurde gesungen. Schnell hat einer Liederbücher in den Raum gebracht und so erklingen Madrigale oder Chorsätze von Hebbe aus dem AG Liederbuch. Meistens wurde jedoch auswendig gesungen.

Das Singen prägte den ganzen Tagesablauf und wohl mancher träumte im Schlaf noch von den schönen Liedern des Tages oder wurde am nächsten Tag von einem „Ohrwurm“ verfolgt.

Nicht umsonst trägt die Woche den Namen Wintersingwoche.

Martin Januschko, Puchheim