Sonntagssingen in München am 16.4.2005

Wanderlieder klangen durch das Sudetendeutsche Haus

Erwartungsvoll und frohgestimmt fanden sich auch heuer wieder die Teilnehmer zum Offenen Singen mit Herbert Preisenhammer zusammen
– noch zahlreicher als vor Jahresfrist und im Alter (9 bis 90) gut gemischt. Zum vierten Mal seit 2002 hatte die Walther-Hensel-Gesellschaft und die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen in den kleinen Saal „ihres“ Hauses eingeladen. Die hier noch vorhandene Ausstellung „Von Baum zu Baum“ gab für das Thema „Auf, auf, ihr Wandersleut“ so recht den passenden Rahmen ab.
In seiner Begrüßung erwähnte Dr. Helmut Janku nicht nur die Wohltaten einer Wanderung durch den Frühling, er erinnerte auch an das erzwungene Wandern der Sudetendeutschen und vieler anderer Leidensgenossen vor sechzig Jahren. Die herrlichste Maienpracht konnte damals nicht über den Verlust der Heimat, über Not und Tod hinwegtrösten.
Geblieben ist aber das Kulturgut der verlorenen Heimat, an erster Stelle der reiche Schatz an Volksliedern. Dieser Schatz wurde unter der kundigen Führung von Herbert Preisenhammer hervorgeholt, zu Herkunft, Melodieführung, tieferem Sinn erläutert und mit dem Chor zum Klingen gebracht.
Im dem für diesen Nachmittag erstellten Heftchen fanden sich Liedsätze von Walther Hensel (teils in Original-Handschrift), Werner Gneist, Gerhard Schwarz und Herbert Preisenhammer: „Auf, du junger Wandersmann“ (Franken und Schönhengstgau), „Auf, auf, ihr Wandersleut“ (Nordböhmen), „Wohlauf, ihr Wandersleut“ (Mähren), Sankt-Martins-Lied (Gottschee), „Das Schifflein schwingt sich dani vom Land“ (Wachau), „Ich bin das ganze Jahr vergnügt“ (Schwäb. Hall), „Jetzt reisen wir zum Tor hinaus“ (Slawonien), „Zogen einst fünf wilde Schwäne“ (Litauen). Bei einigen dieser Lieder war geduldiges Üben angesagt, zum Beispiel beim „Wieder einmal ausgeflogen“, einem Satz mit häufigem Wechsel vom 3/4 – zum 5/4 – Takt. – Da war die traditionelle Kaffeepause mit Selbstgebackenem redlich verdient.
Aus dem reichen Fundus der Walther-Hensel-Gesellschaft wurde später das grüne Büchlein „Blüh nur, blüh, mein Sommerkorn“ an die Teilnehmer verteilt. Es enthält einfache Liedsätze, wie „Im Märzen der Bauer“, „Und in dem Schneegebirge“, „Ich wollt, wenns Kohlen schneit“, „Jetzt fahr´n wir übern See“. Diese und viele andere Lieder, insgesamt über 20, schallten so fröhlich durch die samstäglich stillen Räume des Sudetendeutschen Hauses – dass das angedachte Ende um 18 Uhr in der Begeisterung prompt überzogen war. Gottlob hatte die Dame an der Pforte, an diesem Samstag zusätzlich im Dienst, Nachsicht für solche Grenzüberschreitung.
Rückblickend zeigt sich wieder einmal: Wenn unsere Volkslieder gemeinsam gesungen und nicht nur von der CD-Konserve abgehört werden, klingen sie noch viele Tage in der Erinnerung nach. Sie werden zum geistigen Besitz, den man mitnehmen und weitergeben kann.
Die nächste Lieder-Schatzsuche mit Herbert Preisenhammer steht bereits fest:
Samstag, 13. Mai 2006. Im Taschenkalender lässt sich dieses Datum schon heute ankreuzen !!

Dr. Helmut Janku, Traunreut