Erinnerungen an Walther Hensel

Walther Sturm: Aus einer Würdigung Walther Hensels

Es waren manche günstige Umstände vorhanden, die Walther Hensel das Volkslied eher finden ließen als andere Menschen. Seine Heimat, das deutsche Nordmähren, der eigenartige überlieferungsstarke Schönhengstgau hatte vieles bewahrt. Und so will ich am Ende dieser kurzen Würdigung Walther Hensels das niederschreiben, was er von seiner Mutter erzählte, die aus dem Dorfe Langenlutsch stammte und in deren Wesen, Denken, Sprechen und Handeln sich die alte Volksüberlieferung getreu spiegelte.
„Nur verstanden wir von halber Bildung beleckten Kinder der Kleinstadt vieles nicht mehr, was die Mutter sagte, hielten es für absonderlich, einfältig, lächerlich – urwüchsige Redensarten insbesondere -, mussten aber immer wieder spüren, daß wir gut geborgen und sicher geführt waren von Mutters Hand, freuten uns, wenn in der Dämmerstunde das Volksmärchen aufklang, wenn wir über Pflanzen- und Tierwelt, über Himmel, Wetter und Zeiten, über Stamm und Sippe, über Krankheit und Heilung, über Brauch und Sitte unermüdlich und aus lebendiger Quelle Auskunft erhielten. Und über allem schwebte eine Art Ahnenhimmel, immer wieder wurden Worte, Gedanken, Erlebnisse der Vorfahren herangetragen. Was es im Einzelnen war, weiß ich heute nicht mehr, nur dass es so war, dass uns die alte deutsche Dorf-Lebensweisheit mit ihren letzten Strahlen durchwärmte. Und immer tauchte dahinter das Bild der bäuerlichen Großmutter auf, die ich noch gekannt habe, als eine Art „höherer Instanz“, als Quell und Ursprung lebendigen Volksgutes. „Wenn die Großmutter noch lebte, die wüsste noch viel mehr Lieder zu singen!“, war der ständige Kehrreim meiner Mutter, wenn ich sie in späteren Jahren nach Liedern und sonstigen Volksbräuchen befragte.“
Auch Hensels Vater hatte sich, anders geartet freilich als die Mutter, der Musik verschrieben, und was der Sohn von ihm erzählt, ergänzt bedeutungsvoll das Bild der musikalischen Umwelt der Kinder- und Jugendzeit Hensels.
Dazu erzählt uns Olga Hensel: „Als der Vater einmal mit dem kleinen Hensel einen Besuch bei Freunden machte, setzte sich der Fünfjährige zum Klavier und begann zu spielen. Auf einmal sagte er zur Überraschung aller: „Die haben aber ein anderes „A“ als wir.“ Es stellte sich heraus, daß tatsächlich die Stimmung des Klaviers anders war als daheim. So entdeckte man sein absolutes Gehör.“

Heino Eppinger:

Böhmerlandwoche in Mährisch Altstadt im Jahre 1920. Noch steht es lebendig in meiner Erinnerung: das Bild der alten Stadt mit dem Marktplatz und dem schönen Rathaus in der Mitte und das Klassenzimmer der Volksschule, in dem wir in den ausgesparten Halbstunden zwischen Vorträgen, Aussprachen und Mahlzeiten sangen.
Professor Emil Lehmann sprach über Heimat und Heimatbildung. Seine gedankenvollen Worte klangen uns, die wir als Wandervogelsoldaten aus dem Weltkrieg heimgekehrt waren, wie eine Verkündigung.
„Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort Heimat hört?“ Diese Frage stellte er uns, und wir sollten sie mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf beantworten. Die auf Zettel hingeworfenen Antworten gaben eine aufschlussreiche Sammlung. Dem einen stand das Bild der Heimatlandschaft vor der Seele, bei einem anderen war das Wort „Heimat“ mit bestimmten Erlebnissen und Gefühlen verwoben, eine ganze Skala von Bildern und Vorstellungen wurde offenbar.
Einer aber schrieb nur drei Worte: „An meine Mutter.“ Es war Walther Hensel.

Rudolf Pechhold:

Es war in den Zeiten des Ersten Weltkriegs, als uns einmal Walther Hensel im Trübauer Wandervogelnest besuchte. Mit großem Respekt sahen wir zu dem Professor aus Prag, der unseren sudetendeutschen Wandervogel mitbegründet hatte, auf.
Eine Weile hatte er unserem Gesang, den Liedern aus dem „Zupfgeigenhansl“, die wir mit großer Lautstärke vorsangen, zugehört. Als wir aber ein selbst aufgezeichnetes angeblich Schönhengster Bergmannslied – es hieß: „Mit schwachem Arm und bleichen Wangen“ und war eine unglückliche und schmalzige Nachahmung von Wiener Schlagermelodien – anstimmten, da platzte unserem Gast die Geduld, und es entlud sich ein kräftiges Gewitter über uns ahnungslose Sänger, dessen reinigende Kraft uns die ganze Lächerlichkeit und Schwäche dieses Singens deutlich machte.
Und dann nahm Hensel seine Laute und sang uns eines von s e i n e n Liedern vor, das einzigartige Schönhengster Volkslied „Ich wollt, wenns Kohlen schneit“. Es war still geworden in unserer Runde, und beim Heimweg meinte einer nachdenklich: „Heut hab ich etwas zugelernt.“ Ja, wir hatten etwas zugelernt: nicht nur einige neue gute Lieder, sondern auch die Ahnung von dem Ewigen und Echten des guten Volksliedes.
Manchmal wünschte ich, es käme auch heute so ein Besuch zu unseren Jungen und Mädeln und öffnete ihnen so überzeugend die Augen für das, was echt und wertvoll ist.

Gyula von Zombat:

Walther Hensel war einer der Mitbegründer des deutschböhmischen Wandervogels. Zunächst wirkte er in der Akademischen Gemeinschaft „Freiland“ zusammen mit Stauda, Mattauch, Preissig u. a. mit, die für eine kulturelle Volkstumsarbeit und für alkoholfreie Geselligkeit auf akademischem Boden eintrat. Als Hans Mautschka die erste Prager Wandervogelgruppe 1911 gründete, war Hensel, damals Professor an der Deutschen Handelsakademie in Prag, vom Anfang an dabei und leitete später die Gruppe „Prag-Lützow“. Von 1916-1918 war Hensel Gauwart des deutschböhmischen Wandervogels.
In den Nestabenden der Prager Wandervögel kümmerte sich Walther Hensel in allen Gruppen vor allem um das Singen. Dem üblichen „Schrumm, schrumm“, mit dem die schönen Lieder aus dem „Zupfgeigenhansl“ begleitet wurden, trat er energisch entgegen und behandelte die Laute als ein edles Instrument, mit dem er bis zu seinem Tod verbunden geblieben ist. Auch Geigen, Bratschen und Flöten zog er zur Begleitung heran, er selbst spielte gerne Oboe. Der Wandervogelmädchengruppe „Gudrun“ schenkte er 1916 das „Gudrun-Liederblatt“, und die Gedichte von Hermann Löns, die in der Jugendbewegung so beliebt waren, hat er vertont.
Unvergesslich ist mir der Kreisgautag 1915 in Wegstädtel an der Elbe. Singend und spielend zog Walther Hensel mit seinen „Lützowern“ in das Städtchen ein. Damals erklang in unseren Reihen zum erstenmal das „Vivat, jetzt geht’s ins Feld“, und beim Sängerwettstreit sang er mit seiner Gruppe das uralte Sigurd-Lied von den Färöer, das Hensel wiedererweckt hatte.
1917 war der Kriegsgautag in Schloss Triblitz bei Brüx. In dem herrlichen, uralten Park der Ulrike von Levetzow – wir denken an Goethe und an die Marienbader Elegie – hörten und lernten wir von Hensel die selbst aufgezeichneten Volkslieder seiner Schönhengster Heimat und die Lieder aus der Sprachinsel Gottschee in Krain. Dieses Singen im blühenden Rosengarten, aber auch die kraftvollen Chöre am lodernden Holzstoß werden wir nicht vergessen. Schon lag der Schatten des beginnenden Zusammenbruches über uns, den wir im Grenzland doppelt hart zu spüren bekamen.
Auf jeder Fahrt, die wir mit Hensel unternahmen, lehrte er uns ein neues Lied. Besonders die „Singrädlein“, wie er die mehrstimmigen Kanons nannte, hatten es uns angetan. Wenn wir auf dem Moldaudampfer stundenlang flussaufwärts fuhren, zur Mündung der Sazawa oder zu den St. Johannes-Stromschnellen, saßen wir um ihn am Heck versammelt und sangen. Auch die tschechischen Fahrgäste hörten gerne zu. Damals erklangen zuerst: „Ein Schifflein sah ich fahren“ und „Wie lustig ist’s im schönen grünen Wald“. Als wir unser liebes Landheim in Altperenstein bei Wirchaben räumen mussten, sangen wir zum erstenmal als Abschiedslied: „Lebet wohl ihr alten Mauern … lebe wohl Alt Perenstein!“
Im August 1918 fand in Krumau im Böhmerwald der letzte Bundestag des gesamtösterreichischen Wandervogels statt. In der Vorahnung des kommenden Zusammenbruches bereiteten verantwortliche Männer, wie Metzner, Lochner, Rutha, Hensel u. a. die Gründung einer Sammelbewegung vor, die den rückkehrenden Soldaten eine Wirkungsstätte und unserem Volk einen inneren Halt geben sollte. So entstand die „Böhmerlandbewegung“, und in den Hochschulstädten Prag, Brünn und Tetschen-Liebwerd wurden die „Böhmerländischen Freischaren“ gegründet. Walther Hensel war von Anfang an das künstlerische und musische Gewissen dieser Gruppen. Er, der eine tiefe Einsicht in die Sprache der Romanen, Slaven und später auch der Finnen besaß, konnte uns in lebendigen Vergleichen auch unser eigenes Volksgut bis in mythische Zusammenhänge aufzeigen. So wurden diese Gemeinschaften mit den Quellen echten Volkstums an der Sprachgrenze in Berührung gebracht und von politisierender Oberflächlichkeit bewahrt.
Im Herbst 1919 erschien „Der Prager Spielmann, ein Sing und Spielbüchlein von Walther Hensel“, zu dem Hermann Heide, unser „Heide-Maler“, die Bilder und Randleisten gezeichnet hatte. Im Vorwort heißt es:
„So zieh denn hinaus, Prager Spielmann, säume nicht länger in diesen Mauern! Du bist ein Fremdling hier, ein böser Schatten! Die Dich einst hereingerufen ins Land, sind heute stolz geworden und weisen ungastlich Dir die Tür. Erker und Türmlein, Dom und Brücke musst Du verlassen, und die trauten Steingesellen über dem Wasser! E s g e h t d e r g r ü n e n H e i m a t zu. – Aber auch sie kennt Dich nicht mehr, allzulange warst Du ihr fremd. Nun verleugnet Sie Dich, hält Dich für einen Volksfremden. Wohlan denn, rühre Dein Saitenspiel, lass es hell erklingen in Deiner Brüder Herzen, so müssen sie Dich erkennen! Du kommst zu ihnen als ein Reicher, ein Gebender. So zeig ihnen Deine Schätze, zeig ihnen, was sie verloren haben und was gerade Du, Du in der Fremde liebend bewahrt hast: d i e W e i s e n D e i n e s V o l k e s !“

Rudolf Pechhold:

Unvergessliches Prag! Du Stadt mit den vielen Türmen und Kirchen, mit winkligen Gassen und verträumten Plätzen, mit den wunderbaren Palästen inmitten blühender Gärten! Du Stadt der ersten deutschen Universität! Friedloses Prag, in dem sich Größe und Hass zweier Völker entzündet haben! Welch ein Studieren in Deinen Mauern.
In den böhmerländischen Freischaren hatten sich die jungen Kräfte aus der Jugendbewegung, die in Prag studierten, zusammengeschlossen. Was uns so fest verband, war das Singen unter unserem Walther Hensel im alten Bau des Karolinums. Weit über hundert junge, frische Stimmen vereinigten sich hier allwöchentlich zu einem Chor, und das „Aufrecht Fähnlein“ war unser Liederbuch.
In ihm ist die ganze Frische und jugendliche Kraft Prager Studententums gesammelt. Das „Gaudeamus“ in seiner alten, ernsten Weise, die eindrucksvollen Sätze des „St. Rafael“ und des „St. Michael“, die Landsknecht-, Soldaten- und Jägerlieder, die vielen frohen Trink- und Scherzlieder aus allen deutschen Landen, und sie alle in drei- und vierstimmigen Sätzen für Männerchor, wahrlich ein Studentenliederbuch, wie es kein besseres geben konnte.
Wir waren mit unserem „Aufrecht Fähnlein“ wie mit einem Brevier verwachsen. Immer trugen wir es bei uns. Wenn wir zu dritt oder wenn noch mehrere beisammen waren, zogen wir es heraus und sangen. Bei den Wanderungen in die Umgebung Prags, bei Heimatabenden in den Dörfern an der Sprachgrenze, in den Studentenbuden und in den Kliniken, ja auch bei den altehrwürdigen Doktorpromotionen im Karolinum haben wir aus ihm gesungen. Bis heute hat es mich begleitet. Auch wenn ich es nicht mehr zur Hand hatte, seine Weisen klangen immer wieder auf.

Rudolf Hauser:

Im Jahre 1922 wurde in Käsmark in der Zips eine Volksbildungswoche abgehalten, zu der neben Professoren, Volksbildnern und Büchereifachleuten auch Walther Hensel erschienen war. Bei einem Volksfest, das wir Wandervögel in Groß-Lomnitz veranstalteten, schaltete sich Walther Hensel ein. In der Pause lehrte er den Zipser Kindern das Liedlein: „Unser Vetter Veitl wollt ein Reiter werden“. Durch Umfrage unter den Jungen hatte er bald festgestellt, dass die meisten Hans hießen; also wurde das Liedlein „Unser Vetter Hansl“ gesungen. Auf der hinter den Bauernhöfen gelegenen Festwiese hatte Walther Hensel aus dem nächstgelegenen Hof rasch alle notwendigen Gegenstände zusammentragen lassen, die zur Darbietung des Liedleins nötig waren: einen Sägebock, der als Pferd dienen musste, ein Holzscheit als Säbel usw. Es war ein Jubel, als am Ende des Liedleins der Hansl als wohlgerüsteter Reiter auf dem Sägebock saß. Dann kamen die Erwachsenen dran. Wir sangen ein Lied vor und dann sangen alle andern mit, und bald war das in vollem Gange, was wir später eine „Offene Singstunde“ nannten. Als dann die Menschen zutraulicher geworden waren und mehr aus sich herausgingen, sangen sie auch Zipser Lieder vor, wofür ihnen Walther Hensel dann in seiner schlichten, die Menschen gewinnenden Art dankte. Mit dem Dank verband er die Bitte, einige der liederkundigen alten Leute des Ortes möchten uns am Abend in der Schule noch mehr der alten Volkslieder vorsingen.
Am Abend saßen wir, etwa ein Dutzend Menschen, in einem Klassenzimmer der Dorfschule und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Tatsächlich kamen dann auch drei alte Frauen in ihrer ernsten, dunklen Tracht mit dem schwarzen Kopftuch. Nach kurzer Unterhaltung stellte sich die eine der Frauen, eine Achtzigjährige, hin und sang mit glockenreiner Stimme eines der Lieder, die sie von der Ahne oder Urahne gelernt hatte:
„Merk auf, mein Christ, was ich begehr‘: Wo kommt der Ehstand her? Merk auf mit Fleiß! Es hat ihn ja kein Mensch erdicht, Gott selber hat ihn eingericht im Paradeis!“
Dann sang sie ein zweites Lied:
„O Petersil, du süßes Kraut – ich hab meim Schatz zu viel vertraut.“
Die anderen Frauen sangen alte Lieder mit kirchlichen Texten. Dann kam wieder ein frisches Liedlein dran:
„Es war einmal ein hübscher Schmied, der hat ein schwarzbraun Mädchen lieb.“
Wir saßen still im Hintergrund, lauschten und schauten gespannt auf das, was sich abspielte. Walther Hensel hatte schon beim ersten Lied sein Taschenbuch gezückt; rasch zog er fünf Notenlinien und während die Frau sang, flog sein Bleistift eilig dahin; ein Notenkopf reihte sich an den andern. Beim zweiten Vers überprüfte er die Aufzeichnung, setzte die Taktstriche (es ging oft um alte Weisen mit Taktwechsel), und beim dritten Vers setzte er sich an das kleine Schulharmonium. Die alte Frau sang beglückt weiter und freute sich, dass ihr Gesang auch einmal vom Harmonium begleitet wurde. Dann mussten wir mithelfen, die oft sehr umfangreichen Liedertexte aufzuschreiben. Mundartliche Klippen mussten überwunden werden, und bald gab es ein lebhaftes Austauschen der Meinungen. Für uns war das Ganze eine Stunde lebendigsten Anschauungsunterrichts über die praktische Arbeit des Volksliedforschers.

Karl Vötterle:

Begegnung mit Walther Hensel (Aus: Karl Vötterle, Haus unterm Stern, Bärenreiter-Verlag Kassel, S. 45-48).
Eines Tages erschien ein Freund aus dem Regensburger Wandervogel, der damalige Vikar Wilhelm Thomas, und erzählte mir, in Bälde würde ein Sudetendeutscher, der Volksliedsammler Walther Hensel, in München einen Liederabend halten; ob ich nicht Lust hätte, Walther Hensel auch nach Augsburg zu holen. Ich war sofort begeistert und traute mir auch zu, einen ordentlichen Saal mit Freunden des Volksliedes zu füllen. Als ich Walther Hensel später tatsächlich an der Bahn abholte, war ich zunächst sehr enttäuscht: Aus einem Haufen von Rucksäcken und Koffern schälte sich ein ziemlich schüchterner, mit einer für meine Begriffe unmöglichen Mütze versehener Mann heraus, der sehr wenig sprach und stattdessen seine Frau Olga reden ließ. Meine guten Eltern waren – wie in ungezählten anderen Fällen – die Gastgeber. Der Liederabend, an dem Walther und Olga zusammen Volkslieder sangen, wurde begeistert aufgenommen. Ich war sofort Walther Hensels Stimme verfallen; obwohl seit diesem Abend vierzig Jahre verflossen sind, erinnere ich mich noch genau des Zaubers, der schon damals von Hensels einzigartiger Interpretation des Volksliedes ausging. Seit diesem Abend begleitet mich eines der edelsten Lieder, die dem deutschen Volk durch Walther Hensel wiedergeschenkt worden sind:
Wie früh ist auf schöns Hänselein, schöns Hänselein, schöns Elselein.
Schöns Hänselein ging Rosse tränken, schöns Elselein um kühles Quellwasser.
Begegnen tun sie eins dem anderen, schöns Hänselein, schöns Elselein.
Und ich bin dein und du bist mein, es kann, es mag nicht anders sein.
Durch die Begegnung mit Walther Hensel wurde mein Blick nicht nur auf das Grenzland-Deutschtum, sondern auch auf die Volksliedarbeit Josef Pommers gerichtet. Die Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“ hat seitdem einen Ehrenplatz in meiner Bücherei. Der Liederabend war für uns in Augsburg eine starke Anregung.
………. Und Walther Hensel erzählte mir, wie das Volkslied im Sudetenland noch eine ganz andere Bedeutung besäße als im Reich, wie da Volk, Sprache und Lied aufs Engste zusammengehörten und dass im Anschluss an die Böhmerlandwochen der Plan entstanden sei, eine „Singwoche“ durchzuführen. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen, und Hensel meinte: „Davon kann man auch nicht viel sagen. Wir wollen feststellen, ob wir nicht mit frischen Kräften, wenn wir den ganzen Tag beisammen sind, ganz anders singen können, als wenn wir müde und abgehetzt am Abend einige Stunden dafür frei haben. Wir laden dich ein. Komm im Sommer in unsere Heimat, den Schönhengstgau! Da du bei eurer Geldentwertung natürlich nichts zahlen kannst, sollst du als Gast der Singwoche bei uns sein.“
Klar, dass ich zusagte und die Singwoche kaum erwarten konnte.