Singsonntag am 7. April 2019
Bericht zum Singsonntag am 7. April 2019 in Stuttgart,
Haus der Heimat
Singen macht Freude!
Wieso kommen zwei „Neue“, und dann noch Saarländer, zum Singsonntag nach Stuttgart? Das wird sich wohl mancher in der rund 30-köpfigen Runde der Teilnehmer gedacht haben, alles Sängerinnen und Sänger, die sich schon seit Jahren kennen. Bei den herzlichen Begrüßungen fühlten meine Frau und ich uns gleich angenommen und konnten knapp unsere Herkunft erklären: Vor etwa zehn Jahren lernte ich bei einem Volkstanzlehrgang mit meinem Ostpreußischen Volkstanzkreis Gerhard und Andrea Ehrlich kennen. Sie erzählten vom Stuttgarter Advents-Singen im Mozartsaal, das meine Frau Magdalene und ich seitdem schon viele Jahre besucht haben. Immer wieder waren wir aufs Neue von der Auswahl der Musikstücke und der Art des Musizierens und Singens unter Hebbes und Gerlinds Leitung begeistert.
In diesem Jahr erhielt ich die Einladung zu einem Singsonntag mit diesem Chor im Haus der Heimat. Ich wünschte mir dieses musikalische Ereignis zum Geburtstag, was mir meine Frau lachend schenkte. Mein vor Jahren im Mozartsaal gekauftes Liederbuch „Unsere Liedblätter“ wurde nun zu unserem ersten Chorerlebnis mitgenommen. Wir kannten daraus nur wenige Lieder. In dem Einladungsblatt zum Singsonntag waren Liedanfänge versteckt, die zugehörigen Lieder wurden im Laufe des Tages alle gesungen – und noch einige mehr: insgesamt 11 Frühlingslieder, 5 Madrigale und 4 alpenländische Lieder sowie 2 „sonstige“.
Das Einsingen zeigte uns schnell, wo unser inzwischen ungeübter Stimmumfang lag. Magdalene sang dann im Alt, und ich übernahm mich etwas, indem ich den nur schwach besetzten Tenor unterstützen wollte, obwohl ich sonst die Bassstimme singe. Wir hatten das Glück, bei erprobten und sicheren Sängern zu sitzen, die auch genügend Toleranz aufbrachten, wenn es mal bei unserem Noten- oder Textlesen etwas haperte. Vielen Dank nochmals für eure Geduld.
Bei der Herfahrt hatten wir uns gegenseitig Mut gemacht, das Erlernen des ganz anderen Liedguts würde uns schon mit dem getrennten Einüben der verschiedenen Stimmen an den Zusammenklang heranführen. Oh nein, welche Überraschung: Hebbe und Gerlind gaben kurze Hinweise zum Wesen(tlichen) des Liedes, dann vier gesummte Noten, Taktschlag und Einsatz! Gleich los! Das war anstrengend, aber durch vorsichtiges, anfangs leises Mitsingen fanden wir uns zurecht. Nur wenn alles den Dirigenten zu polyphon und abweichend von der musikalischen Absicht lag, wurde ausnahmsweise in einzelnen Stimmen geprobt. Auf diese Weise konnten alle angestimmten Lieder zu einem (für uns Laien) guten Ende gebracht werden.
Zwei der fröhlichen Frühlingslieder erhielten instrumentale Zierde: „Der Wald in Winters Tagen“ und „Ob nach diesem Winter“ wurden mit den Klangfarben von Gerlinds Alt-Blockflöte, Matthias‘ Geige und Hebbes Gitarre bereichert. „Singen macht Freude“ stand auf der Einladung – oh ja, das war im ganzen Raum zu spüren!
Nach der Mittagspause standen die Madrigale auf dem Programm. Passend zu der mittelalterlich geprägten Musik wurden wir mit einem besonderen Instrument bekannt gemacht: der Gambe von Uta. Hebbe erläuterte sehr anschaulich die Merkmale dieser historischen Kniegeige, die Unterschiede zum ähnlichen Cello und die Ableitung der heutigen Bezeichnungen für die Streichinstrumentenfamilie aus dem Italienischen.
Zum guten Schluss folgte „Alpenländisches“. Das war nun mal etwas völlig Neues für uns Saarländer, aber neugieriges Lernen macht auch noch im Alter Spaß. Wir bewunderten schon immer den im Fernsehen von schönen Frauen dargebotenen glockenreinen Dreigesang. Aber dass wir uns nun selbst an einer Überfülle von Dreiklängen bei „Das Schifflein schwingt sich“ oder „Fein sein“ versuchen durften, das war schön! Und schwer zugleich – da hört man jede Tonschwankung, egal in welcher Stimmlage. Und wir lernten, dass die Altstimme, in der Magdalene mitsang, bei dreistimmigen Jodlern wie dem „Sensenwetzer“ die Hauptstimme ist.
Und dann war die Zeit des gemeinsamen Singens fast vorbei. „Wieder einmal ausgeflogen“ in dem komplexen Satz von Gerhard Schwarz wurde fröhlich gesungen, kaum einer musste in das Liedblatt schauen. Mein Liedwunsch „Rosen blüh’n“ wurde erfüllt – ich hörte das Lied nun zum ersten Mal vierstimmig, wunderschön. Und dann wurde das letzte Lied angesagt: „Af d‘ Wulda“ – mir stockte der Atem. Es gibt kein anderes Lied, das mich so berührt, weiß der Himmel wieso.
Abschließend möchten meine Frau und ich euch allen, voran Hebbe und Gerlind, herzlich für das großartige Geschenk dieses Singsonntags danken. Ihr könnt froh sein, dass ihr Musikfreunde in der WHG und AG einen so stabilen Kreis bilden konntet, angeleitet von Hebbe und Gerlind, mit Geduld (Zitat: „Der Chor singt und sinkt“), einfühlsam und mit großer Kenntnis. Bei uns im Saarland gibt es nichts Vergleichbares.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen beim Advents-Singen 2019 im Mozartsaal. Herzlichen Dank!
Erno Unruh und Magdalene