Offenes Singen am 05. Mai 2012
Offenes Singen am 05. Mai 2012 im Sudetendeutschen Haus, München
Liebeslieder beim Mai-Singen
Das heurige Frühlingssingen am 5. Mai im Sudetendeutschen Haus in München stand unter dem Motto „Blüh nur, blüh, mein Sommerkorn – Freud und Leid in Liebesliedern“. Etwa 60 Sängerinnen und Sänger waren der Einladung der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Frau Dr. Zuzana Finger, und der WaltherHensel-Gesellschaft gefolgt. Aus der erstaunlichen Fülle an Liebesliedern hatte der musikalische Leiter und Vorsitzende der Walther-Hensel-Gesellschaft, Herbert Preisenhammer, einen bunten, musikalischen Strauß zusammengebunden. Die verschiedenen Landschaften des Sudetenlandes und des gesamten deutschen Sprachraums bieten eine Vielzahl von Volksliedern, die den gesamten Spannungsbogen menschlicher Beziehungen zum Ausdruck bringen.
Die heimliche Liebe wurde in Liedern aus Wolhynien und Lothringen besungen („Rosen blühn wie Schnee so weiß, ich lieb mein Schatz, dass niemand weiß“ und „…bist mir stets in meinem Herzen, kommst mir nimmermehr heraus“). Die Verbote der Eltern („Vater, Mutter wolln’s nicht leiden“ aus Lothringen), die heimlichen Zusammentreffen („Begegnen tun sie eins dem andern, schöns Hänselein, schöns Elselein“ aus der Gottschee) oder die vielen Abschiede („Ich hab wohl heut mein Schatz verlorn“ und „..weil mir mein Schatz hat Urlaub =Abschied geben“, beide aus dem Schönhengstgau) wurden mit großem Situationsverständnis gesungen. Oft werden Blumen als Sprache der Liebe herangezogen („Weiß mir ein Blümlein blaue“ oder „Ich wollt, wenn’s Rosen regn’t“). Manchmal wird auch in Tiere das Liebesverlangen hineinprojiziert („Ei wenn du der richtige Waldtauber bist, so wirst du schon wissen, wo der Riegel vor ist“ aus dem Egerland). Dass die Eifersucht eine besondere Rolle im Volkslied spielt, kam in Texten wie „..hast einen andern auf der Seiten, der dir lieber ist als ich“ oder „hast du vielleicht einen andern auf der Seiten, der dir hilft die Zeit vertreiben“, beide aus dem Schönhengstgau. Die Unmöglichkeit eines Wiedersehens („Wenn’s schneiet rote Rosen und regnet kühlen Wein, so kommst du auch nicht wieder“ aus Schlesien) kam ebenso zur Sprache wie die finanzielle Sicherheit („…an Bauer will i ham“ aus der Slowakei).
Der Singleiter zeigte auf, dass fast alle Jägerlieder, Soldatenlieder oder Ständelieder Liedern zu seiner Gitarrenbegleitung ebenso zu begeistern wie zum Singen in freier, improvisierter Mehrstimmigkeit anzuregen.
Dazwischen wurden einige mehrstimmige Sätze intensiver geübt; die versierten Chorsängerinnen und Chorsänger kamen so auch auf ihre Kosten.
Insgesamt war es von 14 bis 18 Uhr ein fröhliches Singen zwischen Freud und Leid, Willkommen und Abschied, Liebesglück und Traurigkeit, zu dem das reichhaltige Kuchenbüffet in der Pause – wie immer serviert von Familie Janku – einen zusätzlichen Begegnungsakzent setzte.
Am Schluss wurde der Wunsch geäußert, das Mai-Singen im nächsten Jahr fortzusetzen.
Herbert Preisenhammer, Stuttgart