Sonntagssingen der Walther-Hensel-Gesellschaft e.V. zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden- Württemberg e.V. am 23. April 2023 in Stuttgart.

Das Singen stand unter dem Motto „Uns drängt’s den Tag zu feiern“ und unter der Leitung von Herbert Preisenhammer und Gerlind Preisenhammer.

Eine fröhliche Schar aus etwa 30 Singbegeisterten hatte sich in Stuttgart im Haus der Heimat eingefunden. Viele alte und neue Lieder erklangen, auch mit Instrumentalbegleitung.

Begonnen wurde mit dem „Wächterruf“, einem 3-stimmigen Kanon nach Worten aus dem Neckartal in der Vertonung von Walther Hensel.

„Wohl auf, wohl an! Der Tag hebt an! Der Tag der will anschleichen. Wohl auf, wohl an! Der Tag hebt an den Armen und den Reichen. Der helle Tag erscheinen mag, Gott geb uns ein glückselgen Tag!“

Als nächstes folgte „Morgenandacht“ nach einem Text von Charlotte Dreithaler und der Musik von Herbert Preisenhammer.

„Singe, Seele, der Tag bricht an. Dunkel und Nacht sind vorbei. Lasse alles, was wehgetan, mache dich jubelnd frei! ….“

Unser guter Freund Herbert Wessely, *13.08.1908 – †12.03.1998, dessen Todestag sich 2023 zum 25sten Mal jährt, war Schriftsteller, Maler, Grafiker, Musiker und vieles mehr. Im Südmährischen Znaim geboren, musste er seine Heimat nach 1945 verlassen und kam nach Karlsruhe. Zu eigenen Texten schrieb er schöne Melodien.

So erklangen unter anderem der „Morgengesang“, Worte und Weise von Herbert Wessely, sowie nach einer Vertonung im Satz von Herbert Preisenhammer.

„Uns drängt’s den Tag zu feiern, der früh aus Dämmerung und grauen Morgenschleiern einher kommt hell und jung…..“

Weiter ging es mit „Vor dem Schnitt“, ebenfalls mit Worten und Weise von Herbert Wessely, im Satz von Karl Josef Pimmer.

„Glocke, Stern und Löwenzahn, ihr auf hohen Stängeln! Morgen geht das Mähen an…“ Und in der letzten Strophe heißt es „Rispen und das Ährengras schaukelt leicht im Wehen! Morgen, noch vom Taue nass, müsst ihr jäh vergehen!“

Mit Karl Josef Pimmer, *18.11.1913 in Prachatitz/Böhmerwald, †23.10.1989 in Abensberg, verbindet uns ein seltenes Band des Gleichgestimmtseins in der Liebe zum Volkslied und edler Musik im Sinne Walther Hensels. In seinen Liederbüchern „Volkslieder und Volksmusik aus dem Böhmerwald“ (1976) und „Kornsegen“ (1989) sammelte er eine Fülle der schönsten Volkslieder aus dem Böhmerwald und anderer Landschaften. Viele eigene Vertonungen und Sätze sind darin enthalten.

„Vom Wald bin i füra“ aus dem Böhmerwald erklang im Satz von Karl Josef Pimmer und Herbert Preisenhammer. Darin geht es um „der Wåld is ma Hoamat“.

Weitere Lieder erfreuten die Sängerschar:

Eine Vertonung von Herbert Preisenhammer nach einem Text von Annette von Droste- Hülshoff (1797 – 1848):

„Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit im goldnen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, das Bächlein rauscht zu Tal, es grünt die Saat, es blinkt der See im Frühlingssonnenstrahl.“

„Dort braut die Stadt“, Worte und Weise Herbert Wessely, Satz Widmar Hader 1978 „Dort braut die Stadt den grauen Hauch, ich atme zwischen Halm und Strauch, so fern dem Lärm, so fern dem Qualm und singe meiner Seele Psalm. ……“

Das „Osterlied“ in der Weise der böhm.-mähr. Brüder im Satz von Walther Hensel aus seinem Nachlass (25.03.1950) besingt die Auferstehung Christi.

„Wir wollen alle fröhlich sein, Alleluja. In dieser österlichen Zeit. Die ganze Welt Herr Jesu Christ zu deiner Urständ (Auferstehung) fröhlich ist. Der Sonne Schein jetzt kommt herein und gibt der Welt ein neuen Schein.“

„Geh aus, mein Herz“, ein geistliches Sommerlied, der Text stammt von Paul Gerhardt (1609 – 1676) und Weise und Satz von Walther Hensel, besingt die Gaben Gottes, der Gärten Zier, die Bäume, Vögel und Bienen. Alles in insgesamt 15 Strophen.

„Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.“

Das Slowakische Volkslied „Schon blühn die wilden Rosen“ in der Übersetzung von Herbert Wessely und im Satz von Leonhard Metzner erzählt von der Liebe eines Hirten zu einem Mädchen, welches ihm sein Herz nicht schenken darf. In der 3. Strophe heißt es:

„Ich steh alleine auf der Saluschnitzer Heide, weil ich ein Hirte nur bin, muss ich dies erleiden. Nach dir steht mein Herz und Sinn, weil ich ein Hirte nur bin, müssen wir uns meiden.“

Das Lied aus Lothringen „O du schöner Rosengarten“ im Satz von K. J. Pimmer erzählt auch von der Liebe, die die Eltern verbieten, und so lautet es in der 3. Strophe:

„Vater und Mutter wollns nit leiden, gelt, mein Schatz, das weißt du wohl; ……“

Im kleinen Lied aus Siebenbürgen „Im Garten steht ein Lindenbaum“ ,heißt es „weil ich mein Schatz verloren hab.“ „Der Lindenbaum, er will mir helfen zu trauern,…zu klagen und zu weinen.“

Das letzte geplante Lied des Singens, „Frühlingslied“, auch mit Instrumenten, entführte uns ins Mittelalter. Der Text stammt von Neidhart von Reuenthal (1180 – 1237). Die Weise wurde von Walther Hensel neu gefasst und mit einem Instrumentalsatz ergänzt. Herbert Preisenhammer erläuterte, dass bei den Liedern der Minnesänger der Zeilenanzahl der einzelnen Verse oft die Zahl 3 zugrunde gelegt wurde. Diese ist die Göttliche Dreieinigkeit und somit unteilbar. Die einzelnen Strophen haben 3, 5,7 oder 9 Zeilen (Verse). Von Walther von der Vogelweide rezitierte Herbert Preisenhammer spontan einige Verse nach der Urschrift.

„Frühlingslied“ – „Der Wald in Winterstagen hat Schnee und Eis getragen; nun steht er in Frühlingspracht. Gebt fein Acht, Maidlein schön, und reihet, wo die Blumen stehn!“
Weiter heißt es dann: „Auf jedem grünen Reise hört ich süße Weise singen kleine Vögelein; Blumen fein ich da fand, Heide hat ihr Festgewand. ….“

Dieses Lied passte genau zu dem „Sonntags-Sonnenschein“ bei unserem Singen. Es war fröhlich und alle waren am Ende von dem Erarbeiteten begeistert.

So danken wir allen, die dabei waren, besonders den Instrumentalisten und unseren Leitern Herbert Preisenhammer und Gerlind Preisenhammer. Alle freuen sich schon auf das nächste Singen. Vorher aber findet vom 30. Juli bis 6. August eine Jubiläums- Singwoche, 100 Jahre Finkenstein 1923 – 2023, auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen statt.

Helmut Preisenhammer, Winnenden

DER FRÜHLING IST DIE SCHÖNSTE ZEIT

Die Walther-Hensel-Gesellschaft e.V. und die AG der Sing- Tanz- und Spielkreise e.V. hatten am 23. April 2023 zum Sonntagssingen ins Stuttgarter Haus der Heimat eingeladen, und… es war ein Frühlingstag. So war der o.g. Liedanfang ein passender Auftakt (Weise und Satz von Herbert Preisenhammer nach einem Text von Annette von Droste-Hülshoff).

Gerlind Preisenhammer und Herbert Preisenhammer hatten besondere Lieder ausgesucht, die uns teilweise nicht bekannt waren, aber erfolgreich mit uns erarbeitet wurden. Es gab extra ein Liedblatt für diesen Sonntag, sodass wir uns zu Hause immer wieder einmal diese Lieder in Erinnerung bringen können. Die Komponisten der verschiedenen Lieder hatten zum Teil Gedenktage oder – jahre.(Einzelheiten untenstehend)

Zu allen 13 Liedern wäre etwas zu erwähnen, denn keines gleicht dem anderen. Die einen sind frisch und aufmunternd, andere sehr besinnlich in Text, Melodie und Satz. Zwei Beispiele:
„Vom Wald bin i füra…“ (Karl Pimmer) ist ein Lied aus dem Böhmerwald im Dialekt, das Wald, Vögel, Fried‘ und Sonne umfasst. „Uns drängt’s den Tag zu feiern…“ (Wessely/Preisenhammer), das alles für einen Tag an Wünschen und Hoffnung enthält. So könnte ich zu jedem der Lieder etwas schreiben, aber das würde zu weit führen und andere Teilnehmer haben andere Eindrücke mit nach Hause genommen.

Einig waren wir uns aber auf alle Fälle, dass es ein schöner Singsonntag war und wir uns eine Wiederholung wünschen.
Schließen möchte ich mit einem „herzlichen Dankeschön“ an Gerlind und Herbert und an die fleißigen Musikanten, die mit ihrem Streichtrio eine Bereicherung waren.

Ursula Brenner, Heilbronn

N.S.

WALTHER HENSEL (eigentlich Julius Janiczek)
geb. 08.09.1887 in Mährisch Trübau, gest. 15.09.1956 in München.

KARL JOSEF PIMMER
geb. 02.11.1913 in Prachatitz/Böhmerwald, gest. 1989 in Abensberg.

HERBERT WESSELY
geb. 13.08.1908 in Znaim/Südmähren, gest.12.03.1998 in Karlsruhe.

ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF
geb. 12.01.1797 auf Burg Hülshoff bei Münster, gest. 24.05.1848 in Meersburg. Sie war deutsche Schriftstellerin und Komponistin.